Rezension

Ein so kraftvoller und erschütternder Roman! Verdienter Hype!

Kim Jiyoung, geboren 1982 -

Kim Jiyoung, geboren 1982
von Nam-joo Cho

Bewertet mit 4 Sternen

Das Lesen dieses Buchs ist wie ein Schlag ins Gesicht - aber das irgendwie im positiven Sinne!

Worum geht es?

In dem Roman geht es um eine südkoreanische Frau namens Kim Jiyoung und ihre Lebensgeschichte. Das Aufwachsen in ihrer Familie, ihre Kindheit, ihre Schulzeit, die Jugend, das Erwachsenwerden. Schließlich die Berufswelt, das Gründen einer eigenen Familie und das Älterwerden. Kurz gesagt: Kim Jiyoungs ganz persönliche Geschichte. Das Besondere ist dabei nur, dass Kim Jiyoungs Geschichte eben nicht nur ihre Geschichte ist – sondern, dass diese stellvertretend für fast alle Frauen in Südkorea, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt, steht. (Von vielen wird das Cover daher auch so gedeutet, dass das Gesicht der Frau extra leer ist, da es für alle Frauen steht. Generell finde ich das Cover sehr gelungen und ausdrucksstark!)

Wie ist es?

Keine Frage, dieses Buch ist unglaublich gut und so wichtig! Ich finde es wirklich beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, in so wenige Seiten so viel Inhalt zu bekommen! Das Buch ist so gewaltig und erschütternd. Und ich finde das Besondere an dem Buch ist diese Gegensätzlichkeit: Auf der einen Seite ist der Schreibstil sehr sachlich und nüchtern. Ich hatte das Gefühl ich konnte Kim Jiyoung gar nicht richtig kennenlernen. Sie erschien mir unnahbar und ich wusste fast nichts über sie als Menschen. Auf der anderen Seite macht genau das das Buch aus! Kim Jiyoung konnte nie werden, wer sie sein wollte. Sie kam gar nicht erst in die Lage, Sachen zu hinterfragen, sich zu entscheiden und ihre Meinung zu verkünden. Und obwohl sie mir so unnahbar geblieben ist – hatte ich trotzdem manchmal das Gefühl sie zu sein.

Das Buch thematisiert Inhalte, die wohl jede Frau kennt und sich darin wiederfindet. Es geht um Frauenfeindlichkeit, (Alltags-)Sexismus, Erwartungen, Vorurteile, Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Und ich glaube und hoffe, dass dieser Roman für manche ein Anfang sein kann, bestimmte Dinge zu hinterfragen, laut zu werden und sie verändern zu wollen. Mich hat das Buch beim Lesen unglaublich wütend gemacht. Viele Reaktionen, die Kim Jiyoung in ihrem Leben bekam, konnte ich einfach nur kopfschüttelnd und fassungslos hinnehmen – und mich doch in ihnen wiederfinden. Ganz klar: Das Lesen macht traurig. Es deckt so vieles auf! Und gerade deshalb ist es so wichtig.

Mein Fazit

Auch wenn ich den Roman insgesamt sehr schätze und mich das Lesen sehr bereichert hat, habe ich auch ein paar kleine Kritikpunkte. Zum einen war das Buch für mich einfach zu kurz und zu schnell durchgelesen. Ich hätte mir manchmal wirklich mehr Seiten und mehr Tiefe erhofft (auch wenn ich verstehe, dass es wohl genau so sein soll). Auf der anderen Seite habe ich mich mit dem Anfang des Buchs sehr schwergetan, dieser ist sehr gewöhnungsbedürftig. Das Erzählte scheint hier beinahe etwas albern. Doch durchzuhalten, lohnt sich! Ich finde, besonders das Ende hatte es in sich!

Kurz gesagt: Ihr macht nichts falsch, wenn ihr dieses Buch lest. Sogar jede Menge richtig! Stellt euch aber darauf ein, dass es keine leichte Kost ist (und sehr wütend macht!). Ich muss wirklich sagen, das Lesen von „Kim Jiyoung, geboren 1982“ war für mich manchmal echt wie ein Schlag ins Gesicht – aber das irgendwie im positiven Sinne! Also: vollste Empfehlung von mir!