Rezension

Emanzipationsgeschichte

Kim Jiyoung, geboren 1982 -

Kim Jiyoung, geboren 1982
von Nam-joo Cho

Bewertet mit 4 Sternen

Auf jeden Fall lohnt es sich, dieses Buch zu lesen und sich einer Diskussion zu stellen.

Ein aufrüttelnder Roman aus Südkorea, der vor allem Frauen ansprechen wird, da sich jede auf verschiedene Arten darin wiederfindet. Möge er doch auch vielen Männern in die Hände fallen, damit sie besser verstehen, warum sich Frauen so oft missverstanden und missachtet fühlen.

 

Es ist gleichgültig, wo man lebt: als Frau ist das Leben anders. Da können sich Mütter noch so sehr bemühen, Töchter ebenso wie die Söhne zu erziehen und ihnen jegliche Möglichkeit zum Lernen offenzuhalten. Spätestens wenn Kinder kommen und die Entscheidung ansteht, wer sich darum kümmert, beginnen die Einschränkungen.

Kim Jiyoung fängt als junge Mutter und Hausfrau an, eigenartig zu werden. „Ich habe es hautnah bei meiner Frau miterlebt, wie sie nach und nach auf ihre berufliche Karriere verzichten musste.“ resümiert Jiyoungs Psychiater am Ende des Buches. „Wir haben an derselben Universität Medizin studiert und sind im gleichen Alter. Sie hat bessere Leistungen erzielt als ich und besitzt auch einen ausgeprägten Ehrgeiz. Sie war auf Ophthalmologie spezialisiert und hatte eine Professur inne, bevor sie Stück für Stück auf ihre Karriere verzichtete, indem sie zunächst zu einer angestellten Augenärztin wurde und schließlich ihren Beruf ganz aufgab.“

 

Cho Nam-Joo, die südkoranische Autorin, war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. In ihrem 2016 geschriebenen Nachwort gibt sie ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Welt, in der ihre Tochter leben wird, besser sein wird „als meine, und dafür kämpfe ich.“

 

Dieses Buch, geschrieben wie ein emotionsloser Bericht, erregte beim Lesen mein Gemüt. Denn vieles, was ich hier gelesen habe, kam mir mehr als bekannt vor. Andere Abschnitte dagegen erinnerten an Kampfansagen an die Gesellschaft.

Aufgeteilt nach Jahren erzählt die Autorin Jiyoungs Geschichte von der jüngsten Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Unterstützt von der Mutter hatte sie die Möglichkeit ein Studium abzuschließen. Doch was half ihr das?

Ungewöhnlich für einen Roman waren die eingeschobenen Fußnoten, die diverse Aussagen mit Quellenangaben untermauerten.

 

Fazit: In diesem Buch sind alle negativen Seiten des Frauseins zusammengefasst. Gut, das ist das Thema dieses Romans. Was mir allerdings zu kurz kam, waren die durchaus auch positiven Seiten des weiblichen Lebens. Auch ich musste nach meinem abgeschlossenen Studium wegen meiner drei Kinder die Karriere an den Nagel hängen. Begeisterung rief das bei mir nicht hervor. Aber ich gehöre einer älteren Generation an, die vielleicht noch viel mehr mit sich machen ließ. Irgendwie bewundere ich die Kämpferinnen für ein gleichberechtigteres Leben der Geschlechter. Andererseits frage ich mich, ob es wirklich besser wird, wenn sie irgendwann eine Egalisierung erreichen.