Rezension

Arena der Grausamkeiten

Die Arena: Grausame Spiele - Hayley Barker

Die Arena: Grausame Spiele
von Hayley Barker

Bewertet mit 3 Sternen

London in naher Zukunft:

Die Gesellschaft ist in zwei Klassen gespalten: Die Pures als Elite führen ein komfortables und luxuriöses Leben, während die Dregs als Ausgegrenzte und mittellose Geächtete ein Dasein am Rande der Gesellschaft fristen. Viele talentierte Kinder der Dregs werden ihren Familien entrissen, um in einem Wanderzirkus für die sensationslüsternen Pures aufzutreten. Die jungen Artisten blicken jedoch bei ihren Auftritten stets dem Tod ins Auge, denn in der Arena müssen sie sich gegen hungrige Löwen behaupten oder waghalsige Hochseilakte absolvieren.

Auch die junge Dreg Hoshiko muss jeden Abend als Hauptattraktion auf dem Hochseil Unglaubliches vollbringen. Jeder Auftritt könnte ihr letzter sein, denn sie muss ihre Kunststücke in 15 Meter Höhe ohne Fangnetz vorführen.

Der Teenager Ben, Sohn einer hochrangigen Pure-Politikerin, besucht zum ersten Mal den Zirkus, fühlt sich sofort zu der faszinierenden Hoshiko hingezogen und ist schockiert vom dekadenten  Amüsement der Pures. Ben beginnt das Leben der privilegierten Klasse immer mehr zu hinterfragen und möchte Hoshiko helfen. Doch er ahnt nicht, dass er sich damit in tödliche Gefahr begibt…

„Die Arena - Grausame Spiele“ von der Engländerin Hayley Barker ist der fesselnde erste Teil einer dystopischen Dilogie für jugendliche Leser*innen ab 12 Jahren. Die Autorin hat für ihren Jugendroman ein originelles, vielversprechendes Zirkus-Setting vor der düsteren, bedrückenden Kulisse einer rassistischen Zweiklassengesellschaft in einer nicht allzu fernen Zukunft gewählt. Allerdings kommt ihre Geschichte mit einigen sehr grausamen und brutalen Szenen daher, die verstören und nichts für empfindliche Gemüter sind. Es ist aber auch eine aufrüttelnde und sehr aktuelle Geschichte, die auch junge Leser sensibilisiert und zum Nachdenken über Klassenunterschiede, Rassismus und die Ausgrenzung Andesartiger in der Gesellschaft anregt.

Das besondere Flair der faszinierenden Zirkuswelt konnte mich anfangs sehr fesseln, auch wenn doch einiges an „Hunger Games“ erinnert. Die Autorin führt uns die intolerante und menschenverachtende Einstellung der elitären Pures gegenüber den Dregs sehr anschaulich vor Augen, die in der reinrassigen Gesellschaft als minderwertig angesehen, diskriminiert und ausgebeutet werden.

Leider ist es Barker aber nicht gelungen, ihre interessante Ausgangsidee in eine außergewöhnliche und stimmige Geschichte umzusetzen. Die von ihr aufgezeigten gesellschaftskritischen Aspekte  werden nur oberflächlich angerissen und die Hintergrundgeschichte ist insgesamt zu wenig ausgearbeitet. So werden zum Beispiel die Ursprünge für die Rassentrennung und menschenverachtende Politik der Pures nicht näher erläutert. Auch der eigentliche Handlungsverlauf erscheint oft wenig einfallsreich, vorhersehbar und ist ohne große Überraschungen oder Wendungen umgesetzt.

Durch die oft kurzen Kapitel und raschen Szenenwechsel kommt schnell Tempo und Spannung auf. Der mitreißende Schreibstil der Autorin ist zwar einfach gehalten, lässt sich aber angenehm lesen.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Hauptfiguren Hoshiko und Ben, wobei sich die Erzählperspektiven teilweise auch überlappen. Sehr fesselnd ist es mitzuerleben, wie die so gegensätzlichen Welten der beiden zusammentreffen und die beiden Protagonisten schließlich zusammenfinden.

Hoshi ist eine interessante Protagonistin, die eine knallharte, nervenstarke und mutige Seite hat, aber zugleich auch sehr mitfühlend und verletzlich ist – eine sympathische Heldin und Kämpferin, die man schnell ins Herz schließt. Ben hingegen lernen wir als angepassten, verwöhnten Pure kennen, der erst durch die schockierenden Erlebnisse beim Zirkus-Besuch und die schicksalhafte Begegnung mit Hoshi sein Leben zu hinterfragen beginnt. Schon bald setzt bei Ben eine erstaunliche Entwicklung ein, die sich in seinem aufmüpfigen Verhalten seiner dominanten Mutter gegenüber und seiner Auflehnung gegen das ungerechte Klassensystem zeigt. Schade, dass die Ausarbeitung der beiden Charaktere doch etwas flach geraten ist, denn hätte ich gerne noch mehr über Bens innere Konflikte und Ängste erfahren.

Trotz der zwei Erzählperspektiven ist der Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptfiguren aber leider sehr oberflächlich. So konnte ich einige charakterliche Entwicklungen der Figuren und Beweggründe nicht ganz nachvollziehen, während einige Reaktionen in der geschilderten Situation sehr unpassend scheinen. Vor allem wirkte ihre plötzliche Insta-Love-Geschichte auf mich sehr überstürzt und klischeehaft.

Der erste Band der Dilogie endet in einem ziemlich rasanten Finale, das an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten ist. Der fiese Cliffhanger am Ende macht neugierig auf eine Fortsetzung der Dystopie. Ich bin gespannt, wie es für das ungleiche Paar weitergehen wird und hoffe sehr, dass die Autorin nach diesem durchwachsenen Auftakt das Potential ihres tollen Settings nutzt und ihre vielversprechende Geschichte im 2. Teil etwas tiefgründiger und stimmiger umsetzen wird.

MEIN FAZIT

Ein nicht ganz überzeugender Auftakt einer neuen YA-Dystopie mit einem faszinierenden Setting - aber leider auch einigen Schwächen bei der Charakterzeichnung und im Plot. Schade hier wäre mehr dringewesen!