Rezension

Braucht lange fürs Anfahren

Der Welten-Express 1 - Anca Sturm

Der Welten-Express 1
von Anca Sturm

Bewertet mit 3 Sternen

Der „Welten-Express“ ist eine Geschichte, die erst auf den letzten Seiten so richtig aufs Gleis kommt. Wer jedoch durchhält, wird am Ende versöhnt und kann sich auf eine hoffentlich stärkere Fortsetzung freuen.

Flinn sucht ihren großen Bruder Jonte und gerät dabei in den geheimnisvollen Welten-Express. In diesem Luxuszug erhalten Kinder eine Ausbildung, die später einmal große Dinge für die Welt leisten werden, als Wissenschaftler oder Künstler zum Beispiel. Zwar hat Flinn keine Fahrkarte, aber bis zur Rückkehr nach Deutschland in zwei Wochen will man sie als blinden Passagier dulden.

Keine Frage, es ist ein Privileg, im Welten-Express lernen zu dürfen. Das scheint den meisten Schülern aber noch nicht aufgegangen zu sein, denn Hauptgesprächsthemen sind ungeliebte Lehrveranstaltungen, das Planen von Regelverstößen und der Ärger über das aus unerfindlichen Gründen meist schlechte Essen. Entsprechend langatmig lesen sich weite Teile des Buches.

Der Welten-Express ist ein Ort, an dem man lernt, was in der Schule normalerweise zu kurz kommt. Trotzdem erschließt sich die Philosophie der Ausbildung nicht. Tests und Klassenarbeiten sind tabu, das kann man noch einsehen, aber warum Mathematikunterricht überflüssig sein soll, wenn künftige Weltverbesserer herangezogen werden, ist unverständlich. Stattdessen gibt es Schulfächer wie „Benehmen“ oder „Heldentum“, über die man allerdings mehr als den Namen nicht erfährt.

Schade ist auch, dass die Kinder, obwohl sie durch die schönsten Städte Europas reisen, sich dort nur kurz am Bahnhof aufhalten dürfen, statt die Menschen, die Kultur und die Geschichte vor Ort zu studieren.

„Der Welten-Express“ liefert ein solides Fantasy-Abenteuer, in dem ein bis dahin unbedeutendes Kind Freunde findet, auf Förderer stößt, seine Kräfte entdeckt und hinter die Geheimnisse seiner Herkunft kommt.