Rezension

Briefroman mit vielen Emotionen

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 4 Sternen

April ist vor kurzem in eine Klinik eingeliefert worden und ihre kleine Schwester Phoebe vermisst sie so sehr, dass sie anfängt Briefe zu schreiben. Aber April antwortet ihr nicht. Dabei hat sie so viele Fragen an ihre Schwester. Wird sie wieder gesund? Hat sie Freunde in der Klinik? Darf sie ihre Sachen benutzen? Alle Fragen muss sie sich selbst beantworten, denn ihre Eltern sind mit der Situation überfordert.

„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ von Lilly Lindner ist ein Briefroman, der sich mit dem Thema Magersucht beschäftigt. Dabei sieht man die Krankheit zuerst aus den Augen der kleinen Schwester, die Briefe in die Klink schreibt. Da sie allerdings keine Antworten bekommt, muss sie sich viele Fragen selbst beantworten. Natürlich erzählt sie auch von ihren Freunden, der Schule und wie die Familie auseinander bricht, seitdem April in die Klinik gekommen ist. Phoebe ist dabei kein normales Kind, sie ist hoch intelligent und versteht manche Dinge besser als so mancher Erwachsener.

Lilly Lindner hat es geschafft, dass ich beim Lesen die verschiedensten Emotionen durchlebt habe. Ich war zusammen mit den Protagonisten traurig, sauer, habe gelacht und mich über die Phantasie gefreut. Selten habe ich ein Buch gelesen, das mich so berührt hat. Der Briefroman hat mir sehr gut gefallen. Allerdings hat mir der Aufbau der Geschichte an einer Stelle nicht gefallen, da das Ende mehr oder weniger in der Mitte kam und ich so eine zeit lang zu geschockt war um weiter zu lesen.

Die Sprache ist sehr poetisch und es wird viel mit Wörtern gespielt. So erklärt sich Phoebe viele Wörter selbst. Manchmal sehr treffend, andere Male sehr lustig oder eben sehr poetisch. Da wird aus einem Literaturagenten in ihrer Phantasie „Der Wortfänger in ihrem Wortschatz“. Mir hat diese Sprache sehr gut gefallen, obwohl ich zum Anfang doch recht überrascht war, dass ein kleines Mädchen so wortgewandt ist.

Lilly Lindner hat hier ein sehr emotionsgeladenes Buch geschaffen, das ein sehr schwieriges Thema dem Leser näher bringt. Ihre Art zu Schreiben ist einzigartig. Von mir gibt es 4 Sterne.