Rezension

Unglaublich rührendes Buch

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

April ist weg. In einer Klinik, weit entfernt von ihrer kleinen Schwester Phoebe, kämpft sie gegen ihre Magersucht an. Phoebe schreibt ihr Briefe, um dem Schweigen eine Stimme zu geben. Sie hat tausend Fragen und versucht zu verstehen, weshalb April krank geworden ist. Ihre Eltern sind ihr dabei keine große Hilfe, denn sobald das Thema auf April und ihre Krankheit fällt, machen sie dicht und verweigern die Antwort. Aber Phoebe wäre nicht Phoebe, wenn sie ihrer Schwester nicht weiterhin Briefe schreiben würde. Denn obwohl sie monatelang nichts von April gehört hat, weiß sie, dass ihre Schwester unendlich traurig ist und versucht sie mit ihren bunten Briefen aufzumuntern. Sie schreibt Wort für Wort in die Stille hinein und entgegen der Leere, die April hinterlassen hat.

"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" bekommt von mir fünf Sterne. Die Geschichte von Phoebe und ihrer großen Schwester April geht unter die Haut und lässt die Leser hinter die Fassade einer scheinbar normalen Familie blicken. Hinter Phoebes anfangs eher kindlicher Sprache steckt eine Wortgewalt, die tief im Herzen berührt und noch lange in Erinnerung bleibt. Es ist bewundernswert wie sie um ihre Schwester kämpft, obwohl nach jedem Brief die Hoffnung, April könnte ihr antworten, geringer wird. Durch ihre Erzählungen gelingt es problemlos, sich ein Bild von April zu machen und vor allem fängt man an zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass April bereits im Alter von acht Jahren angefangen hat zu hungern. Diese traurige und zugleich wunderschöne Geschichte über zwei Schwestern, die versuchen, einander zu retten kann ich nur wärmstens weiterempfehlen.