Rezension

lässt einen nicht mehr los

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Noch nie habe ich eine Geschichte gelesen, die mich so berührt und bewegt hat! Die Geschichte von Phoebe und April, zwei Schwestern, die verzweifelt versuchen einander zu retten. Eine emotionale Geschichte, traurig und so wunderschön zugleich.

Inhalt:

April bedeutet das Ende des Winters. Lebensfreudige Hoffnung, Seelenwärme. Für Phoebe ist April jedoch viel mehr als nur ein Monat: Es ist der Name ihrer großen Schwester, dem Zentrum ihrer kleinen Welt. Doch nun ist April fort. Sie ist weggesperrt in eine Klinik und soll dort wieder gesund werden, denn sie isst nicht mehr.Warum? Wann wird sie endlich wieder nach Hause kommen? Phoebe hat tausend Fragen. Aber ihre Eltern schweigen hilflos. Und so hat Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Doch sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und um dem Schweigen eine Stimme zu geben, schreibt Phoebe ihrer Schwester Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein und entgegen der Leere, die April hinterlassen hat.

Meine Meinung:

Zum Cover möchte ich gar nicht viel sagen, außer, dass es sehr schlich und dezent ist. Denn hier geht es vor allem um die wunderschöne Geschichte, die einen Wort für Wort mehr in ihren Bann zieht.Dieses Buch ist voll von Zitaten. Würde ich alle unterstreichen, wäre das Buch voll. Jedes Wort wird auseinander- und wieder zusammengesetzt und erhält dadurch eine ganz neue Bedeutung.

Du bist ein Satzzeichen.
Du setzt Zeichen.
Mit deinen Sätzen.

Schwestern müssen schließlich zusammen halten, weil man zusammen viel mehr halten kann, als allein.
(S. 17)

Und ich kann nur sagen: Lilly Lindner hat eine große Begabung mit Worten umzugehen. Einfach wortgewaltig!
Die erste Hälfte des Buches besteht aus Briefen von Phoebe, in denen sie zu begreifen versucht, was ihrer Schwester fehlt. Anfangs wunderte ich mich, wie eine 9-Jährige so erwachsen schreiben kann, doch manchmal kommt auch ihre kindliche Seite zu Vorschein. 

Aber um ein Lachen sollte man nicht bitten müssen. Ein Lachen sollte man geschenkt bekommen.
So wie Liebe.
Und Ostereier.(S. 15)

Und bis du wieder gesund bist, nehme ich alle deine Worte und sage sie für dich.
(S. 27)

In der zweiten Hälfte schreibt April ihre Briefe, schickt diese jedoch nicht ab. Und erst da fängt man April an zu verstehen, wieso sie aufhörte zu essen und zu sprechen.

Mit neun Jahren wusste ich, dass ich dieses Leben nicht bestehen kann.Mit zehn Jahren wusste ich, dass ich ein Fremdkörper bin.(S. 301)

Manchmal hat mich genau diese Schreibweise umgehauen.
Beide Schwestern sind hochbegabt und fühlen sich missverstanden.Nur einander verstehen sie.Und so zerbrechen beide Schwestern daran, voneinander getrennt zu sein.Und auch ich wurde mehr als einmal zu Tränen gerührt. Manchmal wusste ich nicht ob ich lachen, oder weinen sollte. Es ist wirklich keine leichte Lektüre und nach dem Lesen des Buches war ich sprachlos. Noch nie habe ich ein so wortgewaltiges Buch gelesen!

Fazit:

Dieses Buch ist ein Meisterwerk! Es gehört zu den schönsten Büchern, die ich gelesen habe. Mit den vielen Zitaten berührt es und die Wirkung hält auch danach noch lange an.
Unbedingt lesen!
5 Blumen
    
         Und wenn dann 
 ein neuer Frühling kommt,
    mit einem neuen April, 
         dann werde ich 
   deinen Namen flüstern. 
          An jedem Tag.