Rezension

Wortgewaltig und sehr berührend!

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

April ist nicht nur ein Monat. April ist der wichtigste Mensch in Phoebes Leben. April ist Phoebes große Schwester. April versteht Phoebe immer und Phoebe versteht April. Auch ohne Worte. Sie spürt ihren Schmerz und dass etwas nicht stimmt. Es muss etwas damit zu tun haben, dass April zunehmend einen Dinosaurierrücken bekommt, wie Phoebe findet.

Und dann ist April fort. Eingesperrt. In einer Klinik. Dort soll sie endlich zunehmen, denn sie isst nichts mehr. Phoebe hat tausende Fragen zu Aprils Krankheit. Wieso ist April krank? Was macht diese Ana, die offensichtlich dafür verantwortlich ist, mit ihr? Und vor allem: Wird April wieder gesund? Kann alles wieder so werden, wie es früher war?

Doch Phoebes hilflos überforderte Eltern können ihr die Antworten nicht geben. Oder vielleicht wollen sie es auch einfach nicht. Dabei wüsste das kleine Mädchen gerne so viel mehr über die Erkrankung. Aber auch April kann ihre Fragen nicht beantworten, schließlich sitzt sie in der Klinik fest. Und Phoebe darf sie nicht besuchen. Dafür ist ihre Schwester zu krank.

Aber Phoebe möchte bei ihrer Schwester sein, mehr über die Krankheit erfahren. Und so schreibt sie ihrer Schwester Briefe. Sie schreibt von ihren Eltern, von der Leere, die April hinterlassen hat. Sie schreibt über ihre Freunde, über Worte und Wortgewalt, über Liebe und Glück. Darüber, dass sie sie vermisst und darüber, was sie fühlt.

Aber auch wenn sie keine Antworten auf ihre Briefe erhält, schreibt sie immer weiter gegen die Stille an, denn sie ist sich sicher, dass April ihre Briefe liest und sich darüber freut. Und wer weiß, irgendwann schreibt sie ja vielleicht doch zurück..?

 

“Was fehlt wenn ich verschwunden bin” ist ein tief berührender Jugendroman. Es ist so bewegend, wie die kleine Phoebe ihrer ihr alles bedeutenden großen Schwester, mit einer Mischung aus kindlicher Neugierde und Lebenslust und erwachsenem Trübsinn, über alles was sie erlebt Briefe schreibt. Als Leser fühlt man sich sehr schnell in die Geschichte einbezogen, versteht ihre Trauer und hofft mit und für Phoebe, dass alles wieder gut wird.

Und dann erfährt man immer mehr darüber, was April so zu schaffen machte, wieso sie krank geworden ist, wie sie sich verändert hat, warum sie nicht zurück geschrieben hat, wie sehr sie Phoebe liebt und wie ihre Eltern mit der Situation umgehen. Ungefähr die letzten 150 Seiten konnte ich nicht lesen ohne andauernd weinen zu müssen.. Sehr emotional und aufwühlend.

Alles in allem ein wirklich ergreifender Roman über Magersucht und Schwesternliebe, den ich absolut weiterempfehlen kann!!