Rezension

Traurig bis in die letzte Zeile

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Normalerweise würde man sagen, das Sieben Jahre Altersunterschied für zwei Geschwister schon recht hoch sind und die beiden in jungen Jahren keine gemeinsame Basis haben. Hier ist es anders Phoebe ist mit ihren neun Jahren die jüngere der beiden Schwestern. April ist mit 16 mitten in der Pubertät. Beide sind sich so nah und so wichtig füreinander, dass beide nicht ohne die jeweils andere Leben können.

Phoebe ist jedoch ein sehr besonderes Kind. Sie ist für ihre Denkweise und ihr Verhalten zu jung. Man hat das Gefühl einen Erwachsenen im Kinderkörper zu haben. Und an dieser Stelle beginnt das Problem, denn die Eltern haben ihre jüngere Tochter als ihr Lieblingskind erkoren. Die ältere April fühlt sich daher abgekapselt und allein gelassen. Denn die Schwester ist ihre Basis, aber die Eltern sollten nun mal Eltern sein.  So kommt es, mit anderen Umständen, die noch dazu kommen, das April der Magersucht verfällt.

Ihre Eltern stecken sie in eine Klinik, in der sie wieder gesund werden soll. Ihre kleine Schwester darf sie jedoch nicht besuchen und ihr lediglich Briefe schreiben. Dies ist auch der Beginn des Buches, welches im ersten Abschnitt die Briefe von Phoebe beinhalten und ihre Mischung aus kindlichen und erwachsenen Denken. Dem vermissen ihrer Schwester und ihre Sorgen aus dem Alltag. Die Briefe sind ungewohnt und nicht einfach, denn man erwartet Briefe eines Kindes, aber diese sind so viel anders. Leider liegt eine unheimlich große Trauer in den Briefen, da die kleine Schwester sie weder besuchen darf noch eine Antwort von ihr erhält. Am Anfang liegt es daran das die Eltern die Briefe abfangen und sie ihr nicht geben, aber später ist der Grund ein anderer.

Im zweiten Teil erfahren wir wie es zum Ausbruch der Erkrankung kam und ob April gewollt ist zu kämpfen oder sie für sich keinen Sinn mehr im Leben sieht. Denn der war zuletzt nur ihre Schwester, deren Briefe sie liest. Aber reicht das zum Leben?

Ein Buch welches so dermaßen unter die Haut geht. Die Eltern die man hasst für ihr Verhalten. Die Schwestern welche einem so unendlich leidtun. Es ist eine Geschichte wie sie so wirklich stattfinden könnte, das Abschieben des „schlechteren“ Kindes und sich seinen Problemen überlassen. Die Übervorsorge für das andere welches ebenfalls irgendwann daran zerbrechen wird.

Ein Buch was man gelesen haben sollte.