Rezension

Brittainy C. Cherry ist eine Autorin, deren Bücher man einfach gelesen haben muss

Wie die Erde um die Sonne - Brittainy C. Cherry

Wie die Erde um die Sonne
von Brittainy C. Cherry

Inhalt:
Lucys großer Traum ist es, gemeinsam mit ihrer Schwester Mari einen Blumenladen zu eröffnen. Als dieser Wunsch wahr wird, trudelt auch schon bald ein großer Auftrag bei ihnen ein. Kein geringerer als der Thriller-Bestsellerautor Graham M. Russell möchte, dass einige Blumengestecke zu der Beerdigungsfeier seines Vaters geliefert werden. Der Bescheid, den Lucy vor Ort erhält, erscheint herzlos: Nach der Feier sollen alle Arrangements wieder mitgenommen werden. Ansonsten würden sie im Anschluss entsorgt werden. Lucy, die bis dato ein großer Fan des Autors war, ist schockiert. Die schönen Blumen möchte sie nicht vernichtet wissen. Also bleibt sie und lernt an diesem Abend Graham persönlich kennen.
Jede freie Minute verbringt Graham damit, an seinem aktuellen Roman zu arbeiten. Seine Frau Jane und er führen eine Zweckgemeinschaft anstelle einer Ehe. Beide sprechen nur ungern über ihre Gefühle. Ihr Leben versuchen sie aufgrund ihres Wissens über Statistiken selbst zu adjustieren. Sie sind pragmatisch veranlagt. Weder Jane noch Graham wollten jemals Kinder bekommen. Als Jane dann eines Tages doch schwanger wird, sehen beide der Zukunft eher kritisch entgegen. Kein Wunder, dass Jane kurz nach der Geburt schon bei den ersten Schwierigkeiten verschwindet und Graham mit einem Haufen an Problemen zurückbleibt.

Schreibstil:
In „Wie die Erde um die Sonne“ erschafft Brittainy C. Cherry Charaktere mit vielen Ecken und Kanten. Die meisten von ihnen neigen dazu wegzulaufen, wenn es schwierig wird. Nur wenige von ihnen kommen feinfühlig oder empathisch daher.
Lucy bildet hier einen Kontrast. Die Protagonistin ist bemüht, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Sie versucht die Probleme anzugehen. Dabei behilflich ist ihr ihre lockere und freudige Art, mit der sie durch den Alltag geht. Lucy trägt fast immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie trägt bunte Klamotten, gerne Blumen im Haar und wirkt auf den ein oder anderen vielleicht mit ihren Worten und Taten ein wenig wie ein Hippie.
Als Lucy das erste Mal auf Graham trifft, befinden sich beide in einer eher misslichen Lage. Graham ist frustriert, weil er an der Beerdigung seines Vaters teilnehmen und eine Rede halten musste, die nicht von Herzen kam. Lucy hingegen hat sich beim Abholen der Blumen versehentlich ausgesperrt. Dumm, dass sie nicht schnell genug ist, den verbitterten Graham zu warnen, als die Tür erneut ins Schloss fällt. Beide verbringen einige Stunden im Hinterhof und müssen sich, ob Graham will oder nicht, unterhalten. Lucys freundliches und offenes Wesen, ihre Art ständig zu plaudern und der Weg, wie sie ihren Gefühlen Ausdruck verleiht, gehen Graham bald schon auf die Nerven. Er ist selbst so ganz anders und kennt nur eine Ehe, die nicht sonderlich innig, sondern eher emotionslos und distanziert ist.
Einige Zeit später treffen Graham und Lucy erneut aufeinander und auch, wenn beide ganz verschieden sind, so muss sich Graham bald eingestehen, dass das Mädchen ihm etwas gibt, was er bislang noch nicht erfahren hat, nämlich eine Konstante, auf die er sich verlassen kann.
„Wie die Erde um die Sonne“ zeigt nicht nur die schönen Momente des Lebens und das Gute im Menschen. Stattdessen beleuchtet dieses Buch auch die Schattenseiten. An einigen Stellen habe ich mich gefragt, wie herzlos und gemein die Charaktere noch werden könnten. Viele von ihnen verfolgen ihre eigenen Ziele und Träume. Sie haben keine Zeit und auch keine Lust, sich um diejenigen zu kümmern, mit denen sie einen Großteil ihrer Lebenszeit verbracht haben.
Erneut schafft es Brittainy C. Cherry mit einem ihrer Romane zu bewegen. Sie erschafft mit ihrem poetischen Schreibstil eine emotionale Tour de Force, deren Lektüre schon schmerzen kann, aber gleichzeitig so schön ist.
Einziger Kritikpunkt ist für mich das Ende. Hier überschlagen sich die Geschehnisse. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin gemerkt hat, dass ihr nur noch wenige Seiten zur Verfügung stehen oder dass sie unter Zeitdruck stand. Hier hätte ich mir einen, im Vergleich zur restlichen Handlung harmonisch abgestimmten Ausklang der Ereignisse gewünscht.

Fazit:
„Wie die Erde um die Sonne“ ist der vierte Teil der Elementsreihe von Brittainy C. Cherry. Alle Bücher kann man unabhängig voneinander lesen. Die Geschichten sind in sich abgeschlossen und handeln von unterschiedlichen Charakteren. Und doch haben sie eines gemeinsam: Sie widmen sich einem bestimmten Thema.
In „Wie die Erde um die Sonne“ geht es ums Verlassenwerden und um Einsamkeit. Sicherlich kann jeder von uns eine Zeit lang alleine sein. Doch was ist, wenn das Schicksal erbarmungslos zuschlägt? Dann ist es doch wichtig, jemanden an seiner Seite zu haben, der einem Hilfe leistet, der einem verrät, wie es weitergehen soll.
Ich habe bislang drei Bücher aus der Feder von Brittainy C. Cherry gelesen und alle drei Bücher waren für mich eine Fünf-Sterne-Bewertung wert. Brittainy C. Cherry ist eine Autorin, deren
Geschichten so intelligent, fesselnd und schön sind, dass man sie nur lieben kann.
Hinzukommt, dass die Autorin perfekt mit Worten umzugehen weiß. Während des Lesens musste ich mir immer wieder ein neues Zitat notieren, weil es mir einfach so gut gefallen hat. Brittainy C. Cherry könnte Einkaufszettel schreiben und ich würde sie lesen wollen.
Für mich eine Autorin, deren Geschichten jeder einmal gelesen haben sollte.

Buchzitate:

„Normalerweise bin ich stolz darauf, dass ich in der Lage bin, andere Menschen zu durchschauen, aber du bist anders.“ - „Vielleicht bin ich eines der Bücher, bei denen man dranbleiben muss bis zuletzt, um sie zu verstehen.“

Ich ende mit den Worten meines Vaters: >Sei Inspiration. Sei ehrlich. Sei abenteuerlustig. Wir haben nur ein Leben.< Und um das Andenken meines Vaters zu ehren, werde ich jeden Tag so leben, als wäre er mein letztes Kapitel.