Charmantes Wohlfühlmärchen
Bewertet mit 4 Sternen
~~Mit „Bäume reisen nachts“ beschenkt die französische Autorin Aude Le Corff ihre Leserschaft mit einem wunderschönen Wohlfühl-Märchen.
Der Plot ihres Debüt-Romans ist rasch zusammengefasst:
Anais hat über Nacht ihre Familie verlassen, ihr Mann Pierre flieht in Lethargie und vernachlässigt darüber völlig die gemeinsame achtjährige Tochter Manon. Dies bemerkt Anatole, ein ehemaliger Französischlehrer, der im gleichen Haus lebt. Der eigenbrötlerische Alte freundet sich mit dem Kind an. Unterstützt wird er dabei von Sophie, Anais' Schwester, die sich ebenfalls sehr um die kleine Familie sorgt. Als schließlich mit einem Brief aus Marokko ein Lebenszeichen von Anais eintrifft, beschließt die kleine Gruppe gemeinsam los zu fahren um sie zu finden.
Mit warmherzigen Humor beschreibt Le Corff den nun folgenden ungewöhnlichen Trip dieser sehr ungewöhnlichen Reisegemeinschaft. In enger Anlehnung an Saint-Exupérys wohl berühmtestes Zitat „Nur mit dem Herzen sieht man gut“ erzählt Le Corff eine warmherzige Geschichte, in der es zentral um Freundschaft, gegenseitigen Respekt und Toleranz geht.
Mit viel Empathie zeichnet sie alle ihre Figuren und bringt ihre Leser so ebenfalls Verständnis für deren Schwächen zu entwickeln. Le Corff gelingt es ausgezeichnet ihre poetische Sprache in gut lesbare Sätze zu kleiden. So ist ihre Erzählung zwar für ein breites Lese- Publikum geeignet, gerät dabei aber nie oberflächig.
Einzig der– aus meiner Sicht - allzu glatte Schluss verdirbt den durchweg positiven Gesamteindruck ein wenig. Eine Spur mehr Realismus hätte der Erzählung am Ende noch mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verliehen.
Dennoch „Bäume reisen nachts“ ist ein charmantes Buch, das den Zauber entwickelt seine Leser nach der Lektüre glücklich zurückzulassen.