Rezension

Eine süße und verträumte Geschichte

Bäume reisen nachts - Aude Le Corff

Bäume reisen nachts
von Aude Le Corff

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine süße und verträumte Geschichte, über eine ungleiche Freundschaft, eine zerrüttete Familie und eine Reise, die noch so manche Geheimnisse enthüllen soll. Alles in allem ist die Geschichte sehr schön zu lesen und vor allem für etwas Lesevergnügen zwischendurch geeignet. Der Leser wird auf eine Reise mitgenommen, die verschiedene Lebenswegen aufzeigt und gegensätzliche Freundschaften knüpft.

LESEEINDRUCK / ZUR GESCHICHTE

Die 8-jährige Manon leidet im Stillen unter dem Verschwinden ihrer Mutter Anaïs. Ihr Vater Pierre hat sich selbst an den Sessel gebunden und verdrängt seinen Kummer mit Alkohol und Lustlosigkeit. Für ihn ist mit dem (scheinbar) grundlosen Verschwinden der Ehefrau die Welt zusammen gebrochen.

Von heute auf morgen verließ Anaïs ihre Familie. Lediglich ihrer Schwester Sophie offenbarte sie in einem Brief den wahren Grund: eine leidenschaftliche Liebe, die sie zur Flucht aus dem (grauen) Alltag nach Marokko zog.

Nachbar Anatol, ein alter, mürrischer Mann mit eingeschränktem Weltbild und ehemaliger Französisch-Lehrer, beobachtet seit einigen Tagen die kleine Manon. Das Mädchen hatte eine Art Ritual entwickelt, um über den Verlust der Mutter hinweg zu kommen. Sie begann viele Bücher zu lesen, redete mit den Ameisen und streichelte die Katzen akkurat fünfmal, wie einst ihre Mutter.

Manon wusste, dass ihre Mutter wieder kommen würde. Sie glaubte ganz fest daran und wollte bis dahin alles so machen, wie sie es bei Anaïs abgeschaut hatte. Schließlich sollte die Mutter bei ihrer Heimreise stolz auf die Tochter sein.

Irgendwann fasst sich der Nachbar ein Herz und spricht das Mädchen an. Manon vertraut sich dem fremden Mann an, wie sehr ihr das Verschwinden der Mutter wirklich weh tut. Anatol beginnt daraufhin Manon aus “Der kleine Prinz” vor zu lesen. Die beiden Menschen, zwischen denen Jahrzehnte liegen, werden auf besondere Art und Weise zu Freunden.

Manon gibt Anatol das Gefühl der Menschlichkeit zurück, während er dafür sorgt, dass sich Manon nicht mehr verlassen und einsam fühlt. Die 8-jährige verbringt daraufhin viel Zeit bei Anatol. Sie sprechen viel über das Leben des kleinen Prinzen. Anatol bringt Manon dazu dessen Geschichte zu interpretieren und auf ihr eigenes Leben zu reflektieren.

Als aus heiterem Himmel zwei Briefe für Pierre und Manon von Anaïs eintreffen, beginnt die Reise, auf der Suche nach Anaïs.

Die Geschichte selbst wird immer abwechselnd, jeweils aus der Sicht von den vier Charakteren erzählt. Hat man sich erst einmal an die etwas sprunghafte Erzählweise gewöhnt, fließt das Geschehen nur so vor sich hin.

MEIN FAZIT

Die Geschichte beginnt mit einem kleinen Drama. Als Leser versetzt man sich automatisch in diese zerbrochene Familie; leidet mit der Tochter mit und will, wie Anatol, das Mädchen in die Arme schließen und trösten. Für ihr Alter ist Manon sehr erwachsen.

Was mir besonders gefallen hat, waren die Sichtweisen von Manon, die noch vollkommen unvoreingenommen, naiv, kindlich und bunt sind. Unverbogen und offen für das, was die Welt für sie bereit hält. Anders dagegen Anatol, der die Zeit seines Lebens eigentlich schon erlebt hat. Quasi als letzte Aufgabe seines voran geschrittenen Lebens, lehrt er dem kleinen Mädchen, die Hoffnung im Leben nie zu verlieren und die Kraft zu haben, eigene Wege zu gehen.

Die beiden waren für mich ein super Charakter-Paar. Wohingegen Sophie und vor allem Pierre eher stille Nebencharaktere bildeten.

Was mir hingegen etwas schleierhaft vorkam, war die Geschichte von Sophie bzw. wie diese in die Handlung eingeflossen ist. Im Laufe der Geschichte enthüllt sich ihr tiefstes Geheimnis, dass auf Anatol abschreckend wirkt. Ohne zu viel zu verraten: Manon zeigt auch hier, dass ihre unvoreingenommene Art den “ältesten Baum” eine neue Welt offenbaren kann.

Die Geschichte ist total süß und verträumt. Einzig der Grund für die Reise nach Marokko und die Bedeutung von Sophies Geschichte ist für mich irgendwie nicht so ganz nachvollziehbar bzw. erkennbar geworden.

Alles in allem ist die Geschichte sehr schön zu lesen und vor allem für etwas Lesevergnügen zwischendurch geeignet. Der Leser wird auf eine Reise mitgenommen, die verschiedene Lebenswegen aufzeigt und gegensätzliche Freundschaften knüpft.

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