Rezension

Ein Lesehighlight 2014

Bäume reisen nachts - Aude Le Corff

Bäume reisen nachts
von Aude Le Corff

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: 
Manon ist erst acht Jahre alt und trotzdem hat sie großen Kummer.
Jeden Tag sitzt sie nach der Schule unter der großen Birke im Garten und redet mit den Katzen und den Ameisen.
Seit ihre Mutter vor ein paar Monaten abgehauen ist, ist nichts mehr wie es war.
Der Vater, der sie immer so geliebt hat kümmert sich nicht mehr um sie.
Er trinkt, wäscht sich nicht und wartet auf einen Anruf von seiner Frau.
Auch Manon´s Tante Sophie macht sich Sorgen um die Kleine, aber jeder leidet für sich selbst und niemand kann dem Anderen helfen.
Eines Tages geht dann der mürrische Rentner Anatole, der auch im Haus wohnt, auf das Mädchen zu und zusammen lesen sie aus Der Kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry.
Nun ist das Mädchen nicht mehr ganz so alleine. Sie fasst Vertrauen zu dem alten Mann und beide helfen sich gegenseitig aus ihrem Tief, denn Anatole ist ein verbitterter, alter Mann geworden. Als dann Briefe der Mutter ankommen, gibt es kein Halten mehr.

Meine Meinung:
Ich bin sprachlos. Normalerweise kann ich wirklich immer ohne Probleme am Ende eines Buches eine Bewertung, bzw. meine Meinung schreiben.
Bei Bäume reisen nachts habe ich mir zwischendurch immer wieder Sachen notiert, die ich unbedingt mit in die Rezension nehmen wollte - sogar musste!
Das Cover hat mich gleich begeistert. Ich mag auch bei Fotografien sehr gerne s/w, denn ich finde, sie sind oftmals viel aussagekräftiger, als farbige Bilder.
So war es auch hier... da es kaum Farbe gibt, konnte mich auch nichts ablenken. Es geht um die Geschichte und es lässt sich erahnen, dass Manon auf dem Bild mit einer Ameise spricht und vielleicht auch gleichzeitig mit der Katze.
Für mich war diese Familiengeschichte ganz wunderbar. Obwohl ich auch gerne deutsche, oder amerikanische Bücher lese, ist der Schreibstil in diesen oftmals gezwungener und die meisten Romane sind ähnlich, egal ob schön, oder nicht.
Die Geschichte um Manon, Anatole und den Rest der Familie kann man damit aber nicht vergleichen. Mit den fremden Namen und den fremden Orten entdeckte ich auch erneut einen fremden Stil. Ich hatte das Gefühl, dass mich die Worte des Autors direkt erreichten. Sie umkreisten und umhüllten mich. Sie deckten mich zu und trotz der chaotischen Geschichte wirkten sie beruhigend.
Aude Le Corff schreibt mit sanften Worten. Nie wirkt etwas plump, oder wie in der heutigen Zeit vulgär. Ich fühlte mich wie in einem Wolkenmärchen.
Trotzdem spürte man den Kummer von allen Personen. Anatole hat mit dem Alter und den Schmerzen zu kämpfen. Manon und ihr Papa Pierre mit dem Verlust der Mutter und Sophie neben der Sehnsucht nach ihrer Schwester auch noch mit einem weiteren Problem.
Alle ziehen sich zurück und die nachdenkliche Stimmung schwebt greifbar über jedem Satz.
In diesem Buch gibt es allgemein sehr viel Bezug auf große Literatur und bekannte Werke.
Als sich die Familie auf die Reise macht um die Mutter zu besuchen, werden sie vom Kleinen Prinzen begleitet. Manon und Anatole ziehen immer wieder Vergleiche zu ihrem eigenen Leben und so steckt in diesem Stück Literatur noch mehr Literatur.
In dieser einzigartigen Geschichte lernen die Protagonisten Rücksicht zu nehmen und sie entdecken sich und die Familie neu.

Fazit:
Sanfte Worte umhüllen den Leser, lassen ihn auf Wolken von Gefühlen und Gedanken gleiten. Sehr berührend und einfach wunderschön.

Kommentare

Britta Röder kommentierte am 24. März 2014 um 15:55

Bin sehr angetan von deiner Rezi. Dieses Buch interessiert mcih schon seit einiger Zeit und solche Besprechnungen wie diese schupsen es immer weiter auf meine WL.

Bücherfee kommentierte am 24. März 2014 um 16:19

Vielen Dank. Es gab auch etliche "Durchschnitts-Bewertungen", aber ich fand es einfach wundervoll. Es ist schwer dieses Buch in Worte zu fassen. Falls du es gelesen hast freue ich mich auf deine Meinung dazu.