Rezension

Cora und die Underground Railroad

Underground Railroad
von Colson Whitehead

Bewertet mit 5 Sternen

Underground Railroad ist der erste Roman von Colson Whitehead, den ich bisher gelesen habe und die Art und Weise, wie der Autor die Geschichte rund um Cora erzählt hat, hat mir sehr gut gefallen. Es ist kein einfaches Thema, mit dem sich der Roman beschäftigt. Denn Colson Whitehead nimmt seine Leser mit zurück in die Vergangenheit, in ein trauriges, düsteres Kapitel der amerikanischen Geschichte. Cora ist zu Beginn des Romans eine von vielen Sklaven auf einer Baumwollplantage in den Südstaaten. Ein Leben in Freiheit – das erscheint ihr wie eine beinahe unerreichbare Wunschvorstellung. Bis ihr Caesar, ein weiterer Sklave auf der Baumwollplantage, ihr von seinen Fluchtplänen erzählt. Die Underground Railroad, so berichtet er, wird ihnen dabei helfen der Verfolgung ihrer ehemaligen „Besitzer“ zu entkommen. Obwohl Cora zögert, lässt sie sich letztlich doch auf Caesars Vorschlag ein und gemeinsam brechen die beiden auf zu einer dramatischen Reise.

Ein Großteil der Geschichte beschäftigt sich mit Cora und ihrer Flucht, aber auch die Motive und Denkweisen anderer Personen, die für die Handlung eine Rolle spielen, werden von Colson Whitehead beleuchtet. So erhält man z.B. einen Einblick zur Geschichte des Sklavenfängers, der sich im Auftrag von Coras und Caesars früherem „Besitzer“ an ihre Fersen heftet. Erschreckend fand ich, dass auch viele von denen, die es angeblich gut mit den befreiten Sklaven meinten, bei genauerem Hinsehen auch nicht erheblich besser waren als die Sklavenbesitzer selbst.

Aber Cora trifft auf ihrer Reise auch tatsächlich auf Menschen, die es aufrichtig gut meinen. Viele von ihnen sind Teil der Underground Railroad. Diese Menschen betreiben in der Version der Underground Railroad, wie Colson Whitehead sie beschreibt, tatsächliche Bahnhöfe. Es gibt Lokführer, ein Schienennetzwerk und versteckte Stationen. Zur damaligen Zeit waren unterirdisch fahrende Züge allerdings noch undenkbar. Ich habe mich nach der Lektüre noch ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, weil mich die Handlung nicht losgelassen hat – es ist wirklich interessant herauszufinden, wie die historische Underground Railroad wohl wirklich funktioniert hat.

Underground Railroad ist ein Buch, das seine Leser auch nach der Lektüre noch beschäftigt – mir ging es jedenfalls so. Ich habe während des Lesens gebangt, gehofft, war empört über das Verhalten einiger vermeintlicher Helfer…

Der Roman wurde meiner Meinung nach völlig zu Recht mit dem Pulitzer Preis 2017 ausgezeichnet.