Rezension

Das Rad wird hier nicht neu erfunden - kann man mal lesen, muss man aber nicht!

Kiss Me Once - Stella Tack

Kiss Me Once
von Stella Tack

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Kiss me once“ stand eigentlich nie auf meiner Leseliste, da mich der Bodyguard/Schützling-Plot nicht so interessiert hat. Als Hörbuch habe ich der Geschichte dann doch mal eine Chance gegeben, aber letztendlich habe ich leider nicht viel mehr bekommen, als ich erwartet habe.

Stella Tack hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der mir manchmal jedoch etwas zu sehr ins Detail ging. Manchmal bin ich beim Zuhören mit den Gedanken dann doch hier und da abgeschweift, wenn beispielsweise die Umgebung beschrieben wurde. Sehr störend fand ich außerdem den übermäßigen Gebrauch von Wörtern wie „Holy Moly“ und „Jeese“, der für mich auch keinen sinnvollen Hintergrund hatte. Es machte den Eindruck, als würde die Autorin ihre Figuren dadurch irgendwie amerikanisch wirken lassen wollen, was ich einfach nur unnötig fand, denn auch in Büchern aus der Feder von amerikanischen Autor:innen liest man das nicht. Bei mir hinterließ es leider nur immer wieder einen sehr merkwürdigen Beigeschmack.

Die Charaktere waren sehr interessant und auch sympathisch ausgearbeitet. Ich habe sowohl Ivy als auch Ryan sehr gemocht, das i-Tüpfelchen waren vor allem die Nebencharaktere Jeff und Alex, deren Geschichte ich auch sehr gerne lesen würde (ich glaube, da kommt auch noch was!). Trotzdem muss man sagen, dass Stella Tack mit ihren Figuren das Rad nicht neu erfunden hat: Ivy ist ein Mädchen aus reichem Hause, das aber nicht dem typischen Klischee entspricht, sondern im Gegenteil sogar sehr bodenständig und nett ist. Ryan ist der neckische Bad Boy, hier und da eifersüchtig und bevormundend, manchmal launisch und distanziert und dann wieder charmant und liebevoll. Zwei Charaktere, deren Liebesgeschichte man also durchaus gerne mitverfolgt.

Etwas negativ empfinde ich die Darstellung anderer weiblicher Charaktere, denn irgendwie gibt es nicht eine einzige weibliche Person (außer vielleicht Ryans Familienmitglieder), die hier wirklich positiv wegkommt. Alle sind oberflächlich, hohl oder manipulativ – oder vielleicht sogar alles davon. Da haben wir unter anderem zum Beispiel die Mädels, die sich immer wieder an Ryan ranschmeißen, aber natürlich viel zu laut lachen, zu stark mit Parfüm eingedieselt sind, über andere Frauen lästern und auch dazu bereit sind, ihnen den Freund auszuspannen. Bei einer weiblichen Figur gab es dann doch kurz Hoffnung, aber letztendlich hat auch diese es nicht geschafft, sympathisch zu wirken. Ivy wird dadurch irgendwie als das einzig „normale“ Mädchen dargestellt, was mich etwas genervt hat.

Die Liebesgeschichte zwischen Ivy und Ryan geht in Richtung einer „Enemies-to-Lovers“-Lovestory, denn nachdem sich die beiden geküsst haben, ohne zu wissen, wer der andere ist, und von der Identität des anderen erfahren haben, kann natürlich nicht länger etwas zwischen den beiden laufen – deshalb schlägt die Zuneigung und die Anziehungskraft in eine gezwungen distanzierte Kabbelei um, die mir die meiste Zeit Spaß gemacht hat. Es gibt einige gute Dialoge, die unterhalten, gleichzeitig kommen auch die verbotenen Gefühle beim Leser an. Zwischendrin hatte ich eine Weile den Wunsch, dass ich bereits am Ende angelangt wäre, weil es sich ein bisschen gezogen hat und die Geschichte letztendlich ziemlich vorhersehbar ist, sodass die Spannung natürlich auf der Strecke bleibt. Das ist natürlich oft bei Liebesromanen so, aber hier hat mir dann doch noch das gewisse Etwas gefehlt, das meine Lesefreude stetig hochgehalten hätte. Gegen Ende nimmt die Geschichte dann aber doch nochmal an Fahrt auf und es ist deutlich mehr passiert, sodass ich beim Zuhören wieder gefesselt war.

Beide Sprecher:innen haben sehr angenehme Stimmen, denen ich gerne zugehört habe. Ich war manchmal beeindruckt davon, wie sie bei den ständigen „Holy Molys“ so ernst bleiben konnten.

Fazit

Eine ganz nette Liebesgeschichte für zwischendurch, die für einige Stunden unterhält, letztendlich aber leider nichts Aufregendes oder wirklich Besonderes bereithält. Kann man mal lesen, muss man aber nicht – 3,5 Sterne!