Rezension

Der Leser wird gekonnt in die Irre geführt

Willkommen in Wisewood -

Willkommen in Wisewood
von Stephanie Wrobel

Bewertet mit 4 Sternen

Kit Collins ist seit einem halben Jahr in Wisewood, einem dubiosen Erholungsort auf einer abgelegenen Atlantikinsel nahe dem US-Bundesstaat Maine. Sie will dort ihre Ängste verlieren. Aber dann bricht der Kontakt zu ihr ab. Ihre Schwester Natalie macht sich immer größere Sorgen und lässt sich schließlich entgegen den strengen Bestimmungen, die keine Besucher der Erholungsgäste duldet, zu der Insel fahren. Um herauszufinden, dass ihre schlimmsten Befürchtungen zutreffen.

 

Was zunächst wie ein mit Sadismus gespickter Psychothriller beginnt, hat bald angefangen, meine Geduld als Leser zu strapazieren: Ständig wechselnde Erzähler, gekoppelt mit fortwährenden Rückblenden, verwirren eher, als dass sie für Dramatik sorgen. Die zweite Hälfte des Buches behandelt in eintöniger Weise immer wieder das gleiche Thema, es fehlt der klassische Spannungsaufbau. Dass eine Autorin erfolgreich eine falsche Fährte für die Leser legt, ist okay, sollte aber nicht dazu führen, dass man ab einem gewissen Punkt das Buch am liebsten zuklappen und wegstellen möchte, weil man sich ständig fragt: Wer ist wer in diesem Durcheinander? Und über allem schwebt eine düstere, beklemmende Atmosphäre, die keinen Raum für Hoffnung lässt. Für keine der Figuren kam bei mir so etwas wie Sympathie auf. Da kann auch der klare und flüssige Schreibstil der Autorin nicht mehr viel retten. Die Auflösung des Rätsels kurz vor Schluss ist zugegeben ein Musterbeispiel dafür, wie man den Leser gekonnt manipulieren kann, aber es bleibt ein unangenehmer Nachgeschmack. Unklar ist mir auch, was mit dem irreführenden Coverbild bezweckt wurde.

 

Im Gesamtzusammenhang gesehen ist „Willkommen in Wisewood“ zwar erzählerisch gelungen, aber von der Thematik her unerfreulich.