Rezension

Psychothriller light

Willkommen in Wisewood -

Willkommen in Wisewood
von Stephanie Wrobel

Nachdem ich den Klappentext gelesen und das düstere Cover gesehen habe, war ich total gehyped auf 'Willkommen in Wisewood'. Ich hatte sofort 'Shutter Island'-Vibes und habe mich auf einen spannenden Mysterythriller, bei dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, gefreut. Ansatzweise habe ich so ein Paket auch bekommen; für meinen Geschmack hätte der Thriller aber ruhig noch ein bisschen düsterer sein können.

Darum geht's...

Kit möchte sich von ihren Ängsten und der Trauer, nach dem Tod ihrer Mutter befreien und so tritt sie eine Therapie in Wisewood an - einem Institut abgelegen auf einer Insel im Atlantik. Natalie, die seit Kits Therapieantritt nichts mehr von ihrer Schwester gehört hat, macht sich Sorgen. Und dann erreicht Nat eine E-Mail mit dem Inhalt "Wir wissen, was du getan hast". Natalie packt sofort ihre Sachen und macht sich auf dem Weg nach Wisewood, bevor jemand anderes Kit von dem gut gehüteten Geheimnis erzählt. Ein Geheimnis, das Kit für immer zerstören könnte.

Strenge Regeln, Besuchs- und Berührungsverbote, Handyverbot, keine Spiegel....

...und das Gefühl immerzu beobachtet zu werden - das ist Wisewood. Stephanie Wrobel ist es gelungen eine richtig düstere und bedrohliche Stimmung zu erzeugen. Gerade am Anfang hatte ich tatsächlich noch diese Gänsehaut verursachenden 'Shutter Island Vibes' und dieses Gefühl, nicht zu wissen, wem man vertrauen kann und wem nicht. Leider ist diese beklemmende Atmosphäre nach und nach verloren gegangen und vorallem im Mittelteil war der Spannungs- und Thriller-Anteil eher dünn gesät. Und dann kam plötzlich ein unvorhersehbarer und ziemlich genialer Plottwist, mit dem ich absolut nicht gerechnet habe. Tja, damit und auch mit ihrer Figurenzeichnung hat Stephanie Wrobel mich auf ganzer Linie überzeugt.

Geschrieben ist der Thriller aus insgesamt 3 Perspektiven. So lernen wir einerseits Natalie und Kit kennen und tauchen immer wieder in die Erinnerungen der beiden ab. In der dritten Perspektive lesen wir aus Sicht eines zunächst unbekannten Mädchens. Man möchte natürlich die Ganze Zeit wissen, wer die unbekannte Erzählerin ist und was sie mit Nat, Kit und Wisewood zu tun hat. Vorallem weil es schockierende Szenen sind, die wir hier erleben bzw. furchtbare Dinge, die das Mädchen erleiden muss. Dieses Rätsel, um die unbekannte Erzählerin zusammen mit Natalies Geheimnis wollte ich natürlich unbedingt lösen. Und ja, ich muss zugeben dass Stephanie Wrobel mich teilweise ziemlich in die Irre geführt hat, auch wenn die Auflösung um die Person vielleicht ein bisschen zu schnell kam.

Fazit:

Insgesamt habe ich 'Willkommen in Wisewood' wirklich gerne gelesen. Stephanie Wrobel spielt mit der Psyche der Menschen, lässt tief in ihre Seelen blicken, hat ein düsteres Szenario erschaffen und sie versteht es meisterhaft falsche Fährten zu legen.

Leider geht nach einem grandiosen und vielversprechenden Anfang gerade im Mittelteil viel an Spannung verloren und für meinen Geschmack hätte es auch noch düsterer sein können. Mir hat einfach ein bisschen der Mystery-Anteil gefehlt. Letztendlich ist 'Willkommen in Wisewood' für mich kein Highlight, aber auf jeden Fall eine guter und düsterer Spannungsroman für Zwischendurch.