Rezension

Die Jahre einer Ehe

Schnee in Amsterdam - Bernard MacLaverty

Schnee in Amsterdam
von Bernard MacLaverty

Bewertet mit 4.5 Sternen

Für Gerry und Stella,ein älteres Ehepaar ursprünglich aus Nordirland stammend, bietet sich nichts Neues mehr. Das Kind ist aus dem Haus, hat selber eine Familie. Durch die räumliche Entfernung ergibt sich auch keine neue Aufgabe mit dem Enkelkind. Die berufliche Laufbahn ist abgeschlossen, das Rentenalter ist erreicht. Gerry mutiert zunehmend zum Alkoholiker und Stella hadert mit einer unerfüllten Lebensaufgabe, deren Verwirklichung das weitere Zusammenleben mit Gerry ausschließt. Hinzu kommt eine traumatische Situation, die Stella damals in Nordirland fast das Leben gekostet hatte und die bis heute ihre Emotionen bestimmt.

Sie plant eine winterliche Reise nach Amsterdam, die die Beziehung des Ehepaares neu definieren soll.

MacLaverty hat einen leisen und unaufgeregten Erzählstil gewählt, der vieles zwischen den Zeilen offen lässt. Die Dialoge und abwechselnden Gedankengängen beider Figuren sind literarisch anspruchsvoll und lassen Raum zum Fantasieren, Interpretieren und Fabulieren.

Das Buch war für mich ein Spiegel und Blick hinter die Fassade vieler Beziehungen. Der Autor hat die Feinheiten dieser Ehe so detailliert und anschaulich dargestellt, dass man als aufmerksamer Leser sehr nachdenklich und traurig zurück bleibt. Ich konnte mich sehr gut auf die Gedanken und Emotionalität der beiden einlassen und finde, dass dies Voraussetzung dafür ist, dieses Buch zu mögen und etwas davon für sich in die eigene Beziehungsgestaltung mitzunehmen.