Rezension

Eine Ehe aus Gewohnheit?

Schnee in Amsterdam - Bernard MacLaverty

Schnee in Amsterdam
von Bernard MacLaverty

Bewertet mit 4 Sternen

Die berührende Geschichte eines äteren Ehepaares, das sich auseindergelebt hat und eine Ausweg aus dem Alltagstrott sucht.

Schnee in Amsterdam“ von Bernard MacLaverty erschien am 20. september 2018 im Verlag C.H. Beck

Der Schnee im Titel findet man auf dem Cover wieder und man sieht ein älteres Ehepaar stehend auf einer Brücke, bei Schneeflockenfall. Der Ehemann steht etwas isoliert und ist mir deshlab sofort ins Auge gefallen.

Das schottische Ehepaar Stella und Gerry verheiratet seit vielen Jahren, beide befinden sich im Ruhestand. Da sie beide gerne reisen, soll ein Kurzurlaub nach Amsterdam die tägliche Routine und den Alltagstrott durchbrechen, damit wieder etwas Schwung in die Beziehung kommt. Doch Stella hat für Amsterdam auch eigene Pläne......

Ich bekam vom Autor von Anfang an einen guten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten geliefert. Dabei setzte sich der Gedanke fest, Gerrys Leben ist vom Alkohol benebelt, und sein Denken dreht sich fast ausschließlich um die Verheimlichung seiner Alkoholsucht. Stella ist die Organisatorin der Beiden sie kümmert sich um alles rund um die Reise.

Ich bekam eine tiefen Einblick in die Charaktere von Stella und Gerry, ihrem täglichen Einerlei, den kleinen Eigenheiten und man spürt sie leben nur noch nebeneinander nicht mehr miteinander. Der Autor hat es mit leisen Tönen schonungslos und für mich berührend in Szene gesetzt, es werden tiefe Risse und Verletzungen sichtbar, die sich im Lauf der Zeit entwickelt haben. Gerry flüchtete in die Alkoholsucht und Stella in ihren tiefen Glauben zu Gott. Zwischen den Beiden gibt es keine lauten Streitereien, doch spürbar ist der schleichende Verfall ihrer Ehe, die einmal von Liebe durchzogen war.

Fazit: „Schnee in Amsterdam“ ist eine leise Geschichte die mich sehr berührt hat und zum Denken angeregt hat, denn so manche Routine kann man auch in der eigenen Beziehung feststellen. Mich hat es berührt wie dieses ältere Paar einen Ausweg sucht, aus dem Einerlei. Der Autor lässt das Ende offen und bietet dadurch viel Raum für eigene Gedanken. Ich gebe meine Leseempfehlung.