Rezension

Die neueste Krimientdeckung aus Skandinavien.

Doggerland. Fehltritt - Maria Adolfsson

Doggerland. Fehltritt
von Maria Adolfsson

Bewertet mit 5 Sternen

Der erste Kriminalfall der Kommissarin Karen Eiken Hornby. Glänzender Auftakt für eine Ermittlerin, in dem es um die großen Themen der nordischen Kriminalliteratur geht: Schuld und Sühne, Schmerz und tiefe Rache. Auf die Erzählerin Maria Adolfsson kann man sich verlassen: Mit sicherer Hand führt sie die einzelnen Erzählstränge am Ende zusammen und serviert eine ebenso überzeugende wie überraschende Lösung. Sie spielt in der Champions League des europäischen Kriminalromans. Wenn man fragt, ob es ein Pendant zu Val McDermit gibt und wie ihr Name lautet, ist für mich die Antwort klar: Maria Adolfsson. Der Krimi um die eigenwillige Kommissarin Karen Eiken Hornby ist es wert, gelesen zu werden. Er spielt auf Doggerland, einer Inselgruppe in der Nordsee zwischen Großbritannien und Dänemark, die eigentlich vor 8.000 Jahren versunken ist. Doch in diesem Krimi existiert Doggerland weiterhin und besteht aus mehreren Inseln. Die Hauptstadt Dunker ist eine Mischung aus London und Stockholm, es gibt eine ausgeprägte Pub-Szene. 
An der rauen Küste Doggerlands deckt Karen Eiken Hornby eine alte Lüge auf, die das ganze Land erschüttern wird. Es ist der Morgen nach dem großen Austernfest. Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, wacht betrunken neben ihrem arroganten Chef in einem Hotelzimmer auf. Etwa zur gleichen Zeit wird eine Frau brutal in ihrem Haus erschlagen. Das Opfer ist ausgerechnet die Ex-Frau des Mannes, mit dem Hornby gerade die Nacht verbracht hat. Ihr Chef kann den Fall nicht übernehmen, da er zu den potentiellen Verdächtigen gehört. Hornby wittert eine große Chance – sie soll den Fall übernehmen und kann endlich zeigen, dass sie mehr drauf hat. Zuvor muss sie jedoch noch ein anderes Alibi für ihren Chef finden. Hornby beginnt zu suchen. Das Mordopfer kam in einem Kollektiv zur Welt. Nahm dort das Unheil seinen Anfang? Karen Eiken Hornby ist vor etlichen Jahren von London nach Doggerland zurückgekehrt, um zu vergessen, was geschehen ist: Bei einem Autounfall, den sie selbst verursacht hat, sind ihr Mann und ihr Sohn gestorben. Seitdem lebt sie zurückgezogen mit ihrem Kater in einem kleinen Haus direkt an der Küste. Mithilfe von Arbeit, Alkohol und unverbindlichem Sex kommt sie irgendwie durch den Alltag, mehr erwartet sie nicht vom Leben. Doch jetzt darf sie zum ersten Mal selbst eine Ermittlung an einem Mordfall leiten. Endlich kann sie zeigen, dass sie viel mehr ist als nur die Assistentin. Sie geht ihren Ermittlungsweg und erkennt Zusammenhänge - Selbstmord könnte Mord, Mord Selbstmord sein - und Rache ist nie ein guter Ratgeber.... sie findet Verbindungen, die niemand sonst für möglich hält. Vielleicht ist dies die Chance ihres Lebens. Die Geschichte in diesem Krimi beginnt recht still, wird aber zunehmend intensiver und verursachte bei mir Herzklopfen. Der Fall wird mehr und mehr zu einem Balanceakt zwischen Karens Privatleben und ihrer Rolle als Polizistin und beste Ermittlern Doggerlands. Spannender Fall! Authentische Protagonisten, passend zur Handlung mal mehr, mal weniger sympathisch und eine aktuelle, interessante Hintergrundgeschichte – alles so, wie ich es gerne mag! Dazu aktuelle gesellschaftliche Probleme, am Ende tragisch und aufregend. Im besten Sinne typisch skandinavisch! Dunkel, schön, melancholisch, aktuell und spannend kommt Maria Adolfsson's Fall daher und bietet gute Unterhaltung. Die Autorin hat ein grandioses neues Buch geschrieben. Bestens für einen kalten, verschneiten Winternachmittag geeignet!