Dramaqueen
Bewertet mit 3 Sternen
Caroline Wahl lässt uns jeden Schritt der Protagonistin verfolgen. Dabei bleibt es nicht aus, dass wir mit ihr mitleiden. Zwar gibt es auch Lichtblicke in ihrem Leben, doch die halten nicht lange an. Sie tut sich schwer, auf Menschen zuzugehen, die es gut mit ihr meinen und auch ihr Schreibtalent auszuleben, ist ihr kaum möglich.
Die minutiös festgehaltenen Gedanken von Ida haben mich teilweise gelangweilt und manche Stellen kamen mir sogar aufgebläht vor. Es ist zwar kein Wunder, dass Ida traumatisiert ist und keine gute Meinung von sich hat, doch das in einem Buch nochmal haarklein zu lesen, sprach mich nicht (mehr) an. Zur Zeit bevölkern zu viele Bücher mit problematischen Geschichten den Markt. Mir wären inzwischen aufbauende Bücher sympathischer.
Zwei Stellen möchte ich herausgreifen.
1 Da geht Ida am Strand von Rügen entlang, wo nur noch ein paar nackte Badegäste sind. Es entspinnt sich ein Gespräch mit ihrer Begleitung, in dem Ida sagt, sie könne nicht so nackt herumlaufen, sie wolle nicht so viel von sich preisgeben. „Es geht niemanden was an, wie ich von außen oder von innen aussehe.“ Dabei ist das ganze Buch eine Preisgabe ihres Inneren, eine reine Nabelschau.
2 Früher hat Ida gemalt. Jetzt schreibt sie: „ Schreiben und Geschichten waren irgendwie mein Ding. Und flüchten funktionierte mit Geschichten erzählen fast noch besser als mit Lesen. Weil ich mich konzentrieren musste. Wichtig war nur, dass es nicht um mich ging.“ Doch in diesem Buch geht es aus ausschließlich um sie und ihre Gefühlslage.
Dass meine Bewertung trotz der Kritik am Inhalt des Buches nicht soo schlecht wird, liegt am guten Schreibstil der Autorin. Nur wäre es schön, wenn sie auch mal positivere Themen aufgreifen würde. Die Welt um uns herum ist schon negativ genug.