Rezension

eine Ehe in der Krise

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 5 Sternen

„Der Brand“ ist mein zweiter Roman von Daniela Krien und er hat mir richtig gut gefallen, besser noch als „Die Liebe im Ernstfall“. In Schreib- und Erzählstil sind sich die beiden durchaus ähnlich, mit ihren etwas spröden Figuren, denen nicht unbedingt gleich mein Herz zufliegt. Doch wie sie das Thema Ehe und Familie hier angeht und aufbereitet, ist noch etwas mehr nach meinem Geschmack gewesen.

Als das geplante Urlaubsziel von Rahel und Peter durch einen Brand ausfällt, fahren sie stattdessen in die Uckermark um Ruths Tante in einer Notsituation beizustehen und deren einsam und idyllisch gelegenen Bauernhof für eine Weile zu versorgen. Der Zustand ihrer Ehe wird in dieser Szene, gleich nach ihrer Ankunft ziemlich genau beschrieben. Ruth weist sie kurz ein und meint:“ Am besten schlaft ihr dort, im Nordostzimmer. Es ist schön kühl darin. Oder aber…(sie zeigt in die entgegengesetzte Richtung)…ihr nehmt das Zimmer da hinten. Südwest, von dort sieht man den See zwischen den Bäumen durchschimmern…Ohne sich anzusehen, gehen sie auseinander – Peter nach Nordost, Rahel nach Südwest. Sie schließen ihre Türen leise. “ Ohne viele Worte weiß man, was Sache ist. In meinen Augen ist das eine schriftstellerische Kunst, die nicht jeder beherrscht (oder vielleicht auch gar nicht beherrschen will *g*, aber ich bin damit stets zu begeistern).

Den unaufgeregten Schreibstil, unkompliziert, aber flüssig und elegant finde ich angenehm, die Stimmung in der Ehe und die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern subtil und einfühlsam eingefangen, sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit. Denn wie sie heute miteinander umgehen, wird zumindest teilweise auch durch den Einfluss von Eltern und Großeltern bestimmt, das schimmert immer wieder durch, ohne dass es explizit ausgesprochen wird. Aber eben das ist einer der Gründe, warum mir die Geschichte so gut gefallen hat, vieles schwingt zwischen den Zeilen mit, der Leser darf mitdenken und –fühlen und spekulieren, nicht alles wird in allen Einzelheiten ausgeführt.

Es ist eine ruhige Geschichte ohne große Höhen und Tiefen, die mich trotzdem von Beginn an gefesselt hat. Ich war fasziniert, wie nach und nach immer mehr Facetten und Hintergründe der Figuren zu Tage getreten sind und gespannt, wie und wohin sich die teils schwierigen Beziehungen, und zwar nicht nur die zwischen Peter und Rahel, entwickeln würden. Außerdem sind mir hier viele Gedanken begegnet, die ich selbst schon gedacht habe, und viele kluge Sätze, die ich als bereichernd empfand.

Wie zu Anfang erwähnt, sind die Figuren nicht unbedingt herzerwärmend liebenswert, aber gerade das macht sie in meinen Augen authentisch und interessant. So konnte ich z.B. Rahels Standpunkte und Empfindungen manchmal absolut nachvollziehen, dann aber auch wieder nur befremdet den Kopf schütteln.

Einfach schön waren auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten in und um Dorotheenfelde, ein Beispiel:“ …Rahel streift durchs Haus. Seit mehr als hundertfünfzig Jahren steht es hier, wie ein Organismus mit eigenen Gesetzen nimmt es immer wieder neue Menschen auf, umhüllt sie, verleibt sie sich ein, durchdringt sie, wirkt erst in ihnen und schließlich durch sie.“ Besondere Freude haben mir die tierischen Bewohner des Hofes bereitet, mit ihnen kam oft ein leichter, humorvoller Ton in die Geschichte.