Rezension

Eine fesselnde und intensive Familiengeschichte um Hannah und Eli

Der Apfelsammler - Anja Jonuleit

Der Apfelsammler
von Anja Jonuleit

Bewertet mit 5 Sternen

Familien haben ihre Geheimnisse und oft sind Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbunden. So auch in Anja Jonuleits neuen Roman „Der Apfelsammler“. Die Idee hierzu kam der Autorin durch einen Artikel über eine italienische Agrarwissenschaftlerin aus Umbrien, die sich für die Erhaltung von alten Obstsorten einsetzt.

Zurück zum Buch: Als die 31-jährige Hannah erfährt, dass ihre geliebte Tante Eli gestorben ist, macht sie sich auf den Weg nach Italien. Eli hatte Hannah zu sich genommen, nachdem deren Eltern verstorben waren und sie bei einer Pflegefamilie untergekommen war. Auf dem heimatlichen Hof am Bodensee verleben Hannah und Eli glückliche Zeiten. Der Abschied von Elisabeth (Eli) fällt ihr nicht leicht, zumal Hannah sich auch  noch gerade von ihrem Freund getrennt hat. In Castelnova steht das kleine Steinhaus, in dem Eli bis zu ihrem Lebensende wohnte. Und dort findet Hannah beim Aufräume alte Briefe der Tante.

Die Geschichte von Eli und Hannah wird parallel kapitelweise erzählt. Geschrieben in der Ich-Erzählperspektive steht über jedem neuen Kapitel  der Name der Erzählerin.

Es ist zum Teil eine tragische Geschichte, die Elisabeth erzählt. Der Leser wird zurückgeführt in die frühen 60er Jahre. Dort hatte sie als junges Mädchen kein leichtes Leben auf dem Hof der Eltern, musste hart arbeiten. Doch Elisabeth war intelligent und wollte mehr. Realistisch und detailliert beschreibt die Autorin über Wünsche und Sehnsüchte eines jungen Mädchens, dass sich dann auch noch in einen italienischen Gastarbeiter verliebt und von ihm schwanger wird. Schreckliche Dinge passieren und doch, Eli gibt nicht auf. Die Romanze zwischen Eli und Giorgio ist der rote Leitfaden der Handlung. Nunmehr fragt sich Hannah immer wieder, was hat Eli ausgerechnet in diese Gegend verschlagen, sie die doch das Meer so liebte und in der Welt weit herumgekommen war. So beginnt sie mit den Nachforschungen und was liegt näher als bei dem Nachbarn mit seinen Apfelbäumen? Wie auch schon Eli hilft Hannah beim Pflücken der Apfelernte. Zum einen weil sie sich Informationen von ihm erhofft und zum anderen möchte Hannah eine Reportage über den Mann machen, der leidenschaftlich alte Obstsorten züchtet.

Die Gestaltung des Covers harmonisiert mit dem Titel, einfach wunderschön.

Fazit:  „Der Apfelsammler“ ist ein bewegender Roman, mit melancholischen Momenten, schafft die Autorin durch ihre fesselnde Art  und einzigartigen Beschreibungen der Landschaft, den Leser tief in die Geschichte eintauchen zu lassen. Eine geheimnisvolle Atmosphäre begleitet den Leser von Anfang an. Die Autorin schreibt nicht einfach so dahin. Sie hat ihre eigene Sprache, ihren eigenen Schreibstil. Die Suche nach Vergangenheit – Gegenwart, die zwischenmenschlichen Beziehungen werden durchleuchtet.

„Der Apfelsammler“  – die Geschichte erhält von mir absolute Leseempfehlung, denn ich habe nicht nur glückliche Lesemomente gehabt, auch nachdenkliche.

„Der Apfelsammler“ – ich würde mir wünschen, dass es noch sehr viele neue Leser findet.

„Der Apfelsammler“ ist ein ganz besonderer Roman.