Rezension

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Familiendrama inmitten der australischen Natur

Das Rosenholzzimmer - Anna Romer

Das Rosenholzzimmer
von Anna Romer

Wer hier auf der Suche nach einem aufregenden Thriller oder Krimi ist, könnte eventuell ein wenig enttäuscht werden. Spannung wird viel mehr durch eine Achterbahnfahrt von Gefühlen erzeugt.

 Spannend im herkömmlichen Sinnes eines Thrillers wird es erst in den letzten Kapiteln. Davor verbringt die Protagonistin eine recht gemütliche Zeit in ihrem neuen Haus, während sie in der Vergangenheit ihres toten Exmannes und dessen Familie rumwühlt. Doch als mitreißendes Familien-(Melo)drama funktioniert dieser Roman ganz wunderbar. Hier tuen sich nach und nach Abgründe auf, die mindestens so tief sind, wie die im Roman beschriebene Schlucht. 

Romer verfolgt leider nicht immer einen roten Faden in ihrem ersten Roman. Im ersten Teil des Romans wirkt die Protagonistin schon fast besessen von dem ehemaligen Besitzer. Sie scheint sich auch ein stückweit in dieses"Phantom" aus den 40er Jahren zu verlieben. Hinzu kommen noch Träume und Visionen, welche durch ihre anhaltende Insomina hervorgerufen werden. Dies wäre wahrlich ein guter Stoff für einen Thriller gewesen, doch leider geht die Autorin diesen Weg nicht weiter, lässt diese Themen wie eine heiße Kartoffel fallen und lenkt die Handlung leicht in eine andere, mehr konventionelle Richtung.

Zu ihrem Schreibstil sollte gesagt werden, dass die Autorin leichte Tendenzen zum kitschigen und zu Plattitüden hat. Dies stört, außer bei den einleitenden Sätzen, die meiner Meinung nach einfach nur ausgefallen sind, weiter nicht. Dafür blitzt an einigen wenigen Stellen ein wunderbar trockener Sinn für Humor auf.

Der Roman spielt in Australien und Romer bietet dem Leser zahlreiche Beschreibungen der dortigen Flora und Fauna an. Während die Autorin ein Händchen dafür hat, Gerüche zu beschreiben, zählt sie leider oft mals einfach nur diverse Tier- und Pflanzennamen auf. Kennt der Leser diese nicht, hat er eben Pech gehabt. So fällt es einem immer wieder schwer, sich ein genaues Bild von der australischen Landschaft zu machen.

Nun zur Protagonistin der Geschichte: Romer hat mit Audrey vielleicht nicht unbedingt eine starke Romanheldin erschaffen, aber auf jeden Fall eine gelungene facettenreiche. Audrey hat sich am Ende zwar gewiss nicht von einer grauen Maus in eine toughe Actionheldin verwandelt, aber sie wächst durchaus über sich hinaus. Oder nutzt endlich die Anlagen, mit denen sie schon längst ausgestattet war.

Mein Fazit: Das Rosenholzzimmer hat durchaus das Zeug zum Bestseller, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass der Roman einen bleibenden Eindruck bei der Leserschaft hinterlassen wird. Dennoch ist er eine lesenswerte Lektüre für zwischendurch. Drei Punkte gebe ich dem Buch daher nur, weil er eben für mich kein wirklicher Thriller ist. Für das dennoch gute Lesevergnügen hat er sich aber noch einen halben Punkt mehr verdient.

Zu guter Letzt möchte ich noch lobend das Buchcover der deutschen Fassung erwähnen. Es besticht durch eine erstaunliche Tiefe und Liebe zum Detail.