Rezension

berührende Familiengeschichte

Das Rosenholzzimmer - Anna Romer

Das Rosenholzzimmer
von Anna Romer

Bewertet mit 5 Sternen

>> Ich erinnerte mich an den überraschend kalten und süßen Geschmack des Regenwassers, das aus dem Küchenhahn kam. An die riesige Badewanne, die Jasminzweige, die durch das kaputte Badezimmerfenster drangen. An die sonnendurchfluteten Zimmer mit ihren eleganten, handgeschnitzten Möbeln, an die Stille, die über dem Ort lag wie ein sanft angehaltener Atem. Und - so intensiv als stamme es aus einem Traum - das Bild eines dunkelhaarigen Mannes, der von einem alten Schwarz-Weiß-Foto lächelte.>>

Obwohl sie schon lange getrennt sind, ist es ein Schock für Audrey, Tony, Ihre große Liebe und Vater ihrer Tochter Bronwyn hat sich erschossen. Der Schmerz sitzt tief und deshalb hat sie auch eigentlich gar nicht vor in das von ihm hinterlassene "Thornwood House" zu ziehen. Aber dort angekommen zieht es sie sofort in seinen Bann und Audrey entscheidet sich spontan um. Besonders das noch komplett eingerichtete Rosenholzzimmer in dem eine alte Fotografie von Samuel, Tony`s Großvater, hängt, hat es ihr angetan. Sie ist fasziniert von diesem Mann und kann die alten Geschichten kaum glauben, denn Samuel wurde beschuldigt, seine große Liebe umgebracht zu haben. Audrey beginnt zu recherchieren und taucht immer tiefer in die Geheimniss und Abgründe dieser Familie ein.

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Der Klappentext hat mit "Eine packende Geschichte über alte Erinnerungen, Obsessionen, Verdächtigungen und eine große Liebe" absolut ins Schwarze getroffen.
Das Rosenholzzimmer ist eine großartige, verzweigte und düstere Familiengeschichte, die ihre Finger über ein halbes Jahrhundert bis in die heutige Zeit ausstreckt.

Anne Romer fängt in ihrem Roman die Atmosphäre der abgelegenen australischen Landschaft und den alten Häusern auf ihren großen Grundstücken so gekonnt ein, dass es mir vorkam, als wäre ich persönlich dort. Das hat mich oftmals so tief in die Geschichte versinken lassen, dass ich alles um mich herum vergessen habe und stundenlang in Australien war (und von dort auch gar nicht wieder wegwollte).
Der Schreibstil ist so lebendig und bildhaft und dabei sehr flüssig. Sie beschreibt die Landschaft und die Natur genauso wie ihre Figuren. Denn nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Charaktere haben mich restlos überzeugt. Mit ihren Ecken und Kanten und Verletzungen, haben sie Tiefe, sind lebendig und wenn auch nicht immer einfach, sehr interessant und vielschichtig. Man erfährt nach und nach ihre Geschichte, was sie erlebt haben und was sie hat werden lassen, wie sie sind. Für mich ist das alles schlüssig und nachvollziehbar. Großartig. Mich hat jeder einzelne von ihnen berührt und ihre Liebes- und Lebensgeschichten gingen mir sehr nahe.
Und obwohl der Roman auch sehr spannend war und man unbedingt mehr über die damaligen Geschehnisse erfahren wollte, rückte es doch bei mir oftmals in den Hintergrund, weil ich die Figuren alleine schon toll fand.

Fazit: 574 Seiten auf denen es nie langweilig wird, denn von Mord über Liebe, bis hin zu großartigen Landschaften und interessanten Pflanzen, Familie, Freundschaft und Schuldgefühlen wird hier alles geboten. Ein großartiger Roman, der mich auf ganzer Linie überzeugt hat