Rezension

Fünf Tage

Der Panzer des Hummers -

Der Panzer des Hummers
von Caroline Albertine Minor

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ungewöhnlich geschrieben

„Wenn ein Hummer wächst, muss er seinen Panzer abwerfen und warten bis ihm ein neuer gewachsen ist“.
Dieses Zitat aus dem Buch (ein Metapher) führt zum Sinn des Buches, es handelt sich dabei um drei Geschwister, von denen jede:r sein Leben lebt, ob gut oder schlecht sei zuerst einmal hinten angestellt. Auf jeden Fall hat der Panzer des Hummers zu dem außergewöhnlichen Titel des Buches gefährt: Der Panzer des Hummers. Vielleicht handelt es sich dabei auch um eine Metamorphose oder eher um‚ein spirituelles Wachstum‘. Aus Kinder werden Erwachsene, die älter werden, jeden Tag und doch vielleicht Kinder bleiben.  Auch wenn die Familienverhältnisse toxisch sind und nicht unbedingt gut für die Kinder. Das Kind muss sich seinen Weg selbst suchen.

Es handelt sich um die drei Geschwister Ea, Niels und Sidsel. Letztere ist die Alleinerziehende, sie schlägt sich mit den Werten des Mutterseins herum, ihr Bruder Niels muss ihr beistehen (doch er hat eher wenig Verantwortung bislang im Leben übernehmen müssen, hängt als Plakatierer ab und nimmt das Leben leichter). Sidsel muss dringend beruflich nach London fliegen (sie ist Restauratorin und in London ist in einer Ausstellung eine syrische Büste beschädigt worden); ihr Bruder Niels kümmert sich um Tochter Laura, was ihm nach kurzer Zeit über den Kopf wächst.  

Der Roman ist kein einfaches Stück Literatur, es wurde von der Autorin im sogenannten ‚carrier bag‘ Stil geschrieben, drei nebeneinander verlaufene Stränge: Eine Sammlung von nebeneinander stehenden Ereignissen (nicht miteinander verknüpft). Eine Familiengeschichte, die nicht einfach ist (sind Familiengeschichten jemals einfach?).

Stellenweise werden Ereignisse beschrieben (am Anfang die Sequenz mit den Fadenwürmern), die nicht einfach zu lesen sind (erinnert an die ekelhaften Beschreibungen in ‚Feuchtgebiete‘ von Charlotte Roche). Man muss sich auf dieses Buch einlassen oder auch nicht… es ist jedenfalls keine klassische Lektüre (mit einem einfachen Einstieg und einem klassischen Ausstieg). Eben experiementiell. Das Personenverzeichnis am Anfang hilft bei der Orientierung, da viele Personen im Roman auftauchen in den 22 Kapitel, die nicht unbedingt logisch im Sinn der Logik aufeinander aufgebaut sind.

Die Autorin, Caroline Albertine Minors – Dänin und Absolventin der Dänischen Akademie für Kreatives Schreiben (Forfatterskolen) gilt als eine experiementielle Autorin.

Erschienen im Diogenes Verlag (der Verlag für anspruchsvolle Bücher), 25. August 2021