Rezension

Ganz großes Kino! Ein Muss für High Fantasy Fans!

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen - E. L. Greiff

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen
von E. L. Greiff

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt

107 Jahre nach der Feuerschlacht, dem Untergang des Welsenreichs und dem Sieg des westlichen Bündnisses

Das Leben von Babu dem Hirten erfährt eine jähe Wendung, als ein alter Verrat ans Licht kommt und er mit seinem Falken, Juhut, einen ganz neuen Weg einschlagen muss.
Felt führt ein karges Leben in der Stadt Goradt, in der die Überlebenden des Volkes der Welser ihr Dasein fristen. Sie haben damals den Krieg verloren und mussten sich mit ihrer Rolle als Verlierer am "Rande der Gesellschaft" arrangieren.
Die Undae, geheimnisvolle Frauen, die in einer Grotte ihr scheinbar ewiges Leben führen, können mit dem Wasser kommunizieren. Sie sehen darin die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, doch sie sind neutrale Zuschauer, die nicht in die Geschicke der Welt eingreifen - bis zu dem Tag, an dem sich alles wendet.

Sie alle sind durch das Schicksal miteinander verbunden - und auf dem Spiel steht nichts geringeres als die Menschlichkeit.

Meine Meinung

Ich war am Anfang etwas überrascht und am Ende einfach nur begeistert!
Während ich erwartet hatte, dass die Geschichte mit der Suche nach den 12 Quellen beginnt, wird anfangs die Geschichte zu Babu dem Hirten sehr ausführlich erzählt und erst später auf die Rolle von Felt und den Undae eingegangen. Nachdem ich mich damit angefreundet hatte, fand ich die Idee sehr gut, da man einen intensiven Einblick in das Leben, die Welt und die Figuren bekommen hat. E. L. Greiff hat einen ganz wunderbar ruhigen, geruhsamen Schreibstil, der nicht auf Tempo baut, sondern damit, die Handlung in all ihren Facetten lebendig werden zu lassen. Man muss sich auf das langsame Tempo einlassen können, um es zu genießen und die anspruchsvolle Schreibweise hat mich mehr als einmal innehalten lassen: wunderschön!
Erzählt wird hauptsächlich aus den Perspektiven von Babu und Felt.

Babu lernt man als erstes kennen. Ein ruhiger, besonnener junger Mann im Alter von 17 Jahren, der ein beschauliches und sehr nachdenkliches Leben mit dem Hüten seiner Kafurherde verbringt. Eine bittere Wahrheit treibt ihn aus seiner Heimat fort und nur sein Falke Juhut begleitet ihn auf seiner von nun an gefährlichen Reise.
Felt gehört zu den wenigen Überlebenden der Welser, der Kriegstreiber, deren Land vor über 100 Jahren durch ein Feuer komplett ausgelöscht wurde. Felt ist einer der letzten Offiziere von dem kärglichen Rest der Welser Armee und lebt mit seiner Frau und seinen Kindern kein angenehmes Leben in Goradt. Eine Stadt am Rande des Kontinents zwischen eisigen Felsklüften und steilen Hängen, wo sie mit Hunger und Entbehrungen ums Überleben kämpfen müssen.
Die Undae sind Frauen, die seit Anbeginn der Zeit in einer Grotte ein stilles Leben führen. Ihre Aufgabe ist das Hüten des Wissens und das Lesen im Wasser, ähnlich Propheten, doch seit Menschengedenken haben sie nie in das Schicksal eingegriffen oder auch ein Wort an Außenstehende gerichtet. Dass jetzt drei von ihnen die Grotte verlassen, um zu den 12 Quellen, den "Anfängen" aufzubrechen, verheißt nichts gutes.

E. L. Greiff hat hier eine ganz besondere Welt entstehen lassen, die durch den eindringlichen Schreibstil zum Leben erweckt wird. Alles wird anschaulich und lebendig beschrieben, egal ob es sich um die Landschaft, die Charaktere oder die Hintergründe handelt. Man weiß zuerst nicht genau, wohin das ganze führen wird und somit hat mich die Neugier ständig weitergetrieben. Immer tiefer wird man in das Schicksal dieser Welt hineingezogen in der nichts geringeres auf dem Spiel steht, als der Verlust der Menschlichkeit und jedes Detail erhält seine Bedeutung und ist schlüssig für den Verlauf der Geschichte. Gerade das Unerwartete macht es spannend, die Atmosphäre hat mich total gefangen genommen und die ausgefallenen Ideen machen das Ganze zu etwas besonderem.
Die speziellen Tiere, die Jahreszeiten und die Zeitrechnung, die sagenumwobenen Orte stimmen die Geschichte zu einem runden Bild ab. Hinten im Buch gibt es auch einen Landkarte und ein paar Erläuterungen dazu.

Es ist eine Parabel auf die Geschichte der Menschen, die mich tief beeindruckt und begeistert hat. Die Parallelen zu unserer Welt sind sehr subtil, aber greifbar und berührend und ich muss noch einmal den ausdruckstarken und faszinierenden Schreibstil hervorheben. In ihrer ruhigen Art hat die Autorin hier alles so treffend und doch symbolisch beschrieben, was mich selten so beeindruckt hat wie hier. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung!

Fazit

Ich bin einfach nur begeistert von dieser behutsam erzählten und ergreifenden Geschichte über das Schicksal der Völker, das mit uns mehr gemeinsam hat, als man am Anfang vermuten würde. Ein beeindruckender Schreibstil, der seinesgleichen sucht und ein Schicksal, das mich tief berührt hat.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Zwölf Wasser
1 - Zu den Anfängen
2 - In die Abgründe
3 - Nach den Fluten