Rezension

Wer aufmerksam ist, wird reich belohnt.

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen - E. L. Greiff

Zwölf Wasser Buch 1: Zu den Anfängen
von E. L. Greiff

Bewertet mit 4 Sternen

Der Schreibstil in Zwölf Wasser war wohl das erste, was mir an diesem Buch besonders aufgefallen ist. Er ist im Vergleich zu den Jugendbüchern die ich sonst lese, doch recht kompliziert und es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mit ihm warm geworden bin. Dann aber hat er mir mit jeder Seite mehr immer besser gefallen. 

Das Buch ist in 5 Teile gegliedert und nachdem ich den ersten angefangen hatte, dachte ich erst mal, ich bin im falschen Buch. Kein Wort über das Wasser oder die Undae. Stattdessen lernen wir Babu kennen, einen jungen Mann, der ein Hirte ist, aber dann zu einem Falkner bestimmt wird. Und siehe da, schon haben wir den jungen Hirten und den Falkner, die im Klappentext angesprochen werden. Allein sein Werdegang bietet schon ein kleines Abenteuer in sich, das ich mit Spannung verfolg habe. 

Teil Zwei stellt einen großen Bruch zu Teil Eins dar, denn hier lernen wir einen weiteren Charakter, nämlich den Schwertkämpfer Felt kennen, und später dann auch die Undae. Babu sehen wir erst einmal nicht mehr. Auch Felt wird eine eigene Geschichte gewidmet, die vielleicht (noch) nicht all zu wichtig für die eigentliche Handlung ist, aber dennoch keineswegs den Eindruck gemacht hat, überflüssig zu sein. Ich muss gestehen, Felt hat mir als Charakter viel besser gefallen als Babu und seine Geschichte konnte mich auch viel mehr packen als die erste. Ich kann gar nicht mal so genau sagen, woran das liegt. 
Ab Teil Zwei wird es im Buch richtig spannend. Felt und seine Kameraden machen sich mit den Undae auf den Weg zu den Zwölf Quellen. Was es mit diesen Quellen auf sich hat, erfährt man erst nach und nach. Man braucht etwas Zeit, um alles zu begreifen, denn dahinter steckt eine wirklich ausgeklügelte und überzeugende Idee. Es wird zum Ende hin sehr philosophisch und das hat mir sehr gut gefallen, denn es hat mich zum Nachdenken angeregt. Es geht darum, was das Menschsein und die Menschlichkeit ausmacht und was passieren könnte und kann, wenn diese verloren geht. Es geht also nicht nur darum, das Land zu retten, sondern auch die Menschen und ihr Wesen selbst. 

Das Buch beinhaltet einige Symbole, wie beispielsweise den Wolf, die immer wieder auftauchen und auf etwas Bestimmtes hinweisen. Anfangs war mich das gar nicht so bewusst, aber mit jeder gelesenen Seite mach alles immer mehr Sinn, bis dann der „Aha-Moment“ auftaucht und man alles klar sieht. 
Wobei, der letzte Abschnitt im Buch war, im warten Sinne des Wortes, etwas vernebelt. Ähnlich wie der erste Teil hat er mich ein bisschen verwirrt und ich glaube, ich habe immer noch nicht alles von dem begriffen, was passiert ist. Vielleicht kommt das ja noch ;).

Was ich wirklich loben muss sind die Charaktere im Buch. Sie alle sind sehr tiefgründig dargestellt, keiner von ihnen wirkt flach oder unwichtig, egal wie kurz oder lange sie auftauchen. Einigen von ihnen tritt man mit Argwohn entgegen, andere sind gleich sympathisch. Man muss sich allerdings auch darauf einstellen, dass man quasi dazu gezwungen wird, die eigene Meinung noch mal zu ändern. Ein ganz besonderer Charakter ist wohl Wigo, der Felt auf seiner Reise begleitet. Anfangs war ich ihm gegenüber sehr skeptisch, dann aber mochte ich und am Ende hat er mich regelrecht überwältigt. Er hat eine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Er schreibt Theaterstücke und genau so sind auch seine Gedanken aufgebaut.

"Ich behaupte, dass der Tod immer noch in der Kulisse sitzt und sich auf seinen Auftritt vorbereitet. Das wird eine Vorstellung, die die Welt nicht vergessen wird. Denn auch die Hauptcharaktere von damals sind noch nicht abgetreten - sie haben nur das Kostüm gewechselt und warten auf den letzten Akt." (Seite 566)

Fazit                                                                                                                                                    
Zwölf Wasser ist definitiv kein Buch für zwischendurch, denn es fordert Aufmerksamkeit von seinem Leser, wenn es um das „Verstehen“ der Ereignisse geht. Sowohl der Anfang als auch das Ende des Buches sind etwas verwirrend, aber insgesamt handelt es sich bei Zwölf Wasser doch im ein abwechslungsreiches, spannendes, emotionales und philosophisches Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Für langjährige Fans von High Fantasy ist das Buch bestimmt sehr gut geeignet, aber auch Leser, die sich damit vielleicht noch nicht allzu sehr „auskennen“ (so wie ich), können Gefallen an diesem Buch finden!