Rezension

Großartig geschriebenes Buch über die Macht und Unbarmherzigkeit der Natur

Tiger
von Polly Clark

Sibirien - Taiga - Tiger - Leben in der Wildnis - Tiger im Zoo - verletzte Seelen - Russland - Wodka - Schnee - Hunger - Überleben im Winter - Tiger-Reservate - Russland nach Perestroika - die Anpassungsfähigkeit des Menschen - der Überlebenswille des Menschen

Ein sprachlich großartiges Buch, dass die Macht und die Unbarmherzigkeit der Natur einerseits und die Anpassungsfähigkeit der Lebewesen, in dieser Natur zu überleben, sehr eindrucksvoll beschreibt. 

Allerdings hat das Buch einige abrupte Perspektivwechsel. die es mir als Leserin nicht gerade einfach machten und ich fragte mich immer wieder, wie das alles zusammenhängen könnte - außer eben über die Tatsache, dass es immer um die titelgebenden Tiger ging. Aber keine Angst: Es gibt schon einen Zusammenhang - er eröffnet sich aber erst ganz zum Schluss!

Der Prolog startet im tiefsten Winter in Sibirien - ein Wilderer hält sich nicht an die unausgesprochenen Regeln der Taiga - und wird von einem Tiger getötet. Danach Szenenwechsel. Wir lernen Frieda in England kennen. Eine geniale Wissenschaftlerin. Aber leider auch durch ein traumatisches Erlebnis und durch ihre Kindheit in Heimen geprägt und so morphinsüchtig geworden.  Deshalb verliert sie ihren Job als Forscherin und landet als Tierpflegerin in einem etwas seltsamen Zoo. Dort hält eines Tages ein Tiger Einzug. Und dann kommt es zu einer dramatischen Situation - und? Szenenwechsel nach Sibirien. Gebiet des Amurtigers. Dort lebt Tomas in einem Reservat, dass sein Vater leitet. Auch Tomas ist eine verletzte Seele - und steht komplett unter der Fuchtel seines Vaters. Aber er ist ein genialer Fährtensucher. Und bei einer Expedition findet er die Fährte einer großen Tigerin... und kurz danach: Wieder Szenenwechsel! Aber immer noch in Sibirien. Edit lebt als Tochter eines Schamanen in einem kleinen Dorf in Sibirien. Die Russen bestimmen inzwischen das Leben - obwohl der Zusammenbruch der Sowjetunion auch alle bisher gültigen Strukturen zerstört hat. Der Wodka scheint das Wichtigste zu sein. Und das Überleben. Irgendwie. Diese Geschichte entwickelt sich langsam und zeigt eindrucksvoll, wie mühsam und gefährlich das Überleben in der Wildnis ist. Denn Edit wird sich auf eine lange Reise in die Taiga begeben. Erst im letzten Kapitel wird klar, wie die Geschichte über die Tiger zusammengehalten wird. Das geht dann alles ein wenig schnell und gerät im Vergleich zu den Kapiteln davor etwas weniger eindringlich. Aber im Endeffekt passt es.

Im Gedächtnis geblieben sind mir von diesem Roman die eindrucksvollen Beschreibungen der Natur. Und der Überlebenswille von Mensch und Tier in einer eigentlich feindlichen Umgebung. Großartig. 

Ein Buch für lange Winterabende, wenn draußen kein Schnee fällt (sonst könnte man Angst bekommen...) und man sich in eine große weiße Weite sehnt. Und danach sicher ganz froh ist, Zentralheizung und einen gefüllten Kühlschrank zu haben. Ganz schön profan - aber das Buch berührt nicht nur die großen Gefühle, sondern zeigt auch eindringlich, wie sehr jedes Lebewesen kämpfen muss, um zu überleben. Auch heute noch.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 24. Dezember 2020 um 14:00

Wieviel Punkte? Oder Sterne? Weißt du wieviel Sternlein dieses Romanchen bekommt ? Mir hats auch sehr gut gefallen.