Rezension

Gute Dialoge, schlechte Story

Vielleicht mag ich dich morgen
von Mhairi McFarlane

Inhalt:

Die 32-jährige Anna hatte eine schwere Schulzeit und will die Vergangenheit so schnell wie möglich hinter sich lassen. Mittlerweile ist sie schlank und hübsch, im Gegensatz zu ihrem Teenager-Ich, dass andauernd gemobbt wurde. Als ihr damaliger Schwarm, aber in gewisser Weise auch Peiniger, ihr über den Weg läuft, erkennt er sie nicht. Eigentlich hat Anna große Lust ihm die Hölle heiß zu machen, doch sie muss sich eingestehen, dass sie sich noch nie mit einem männlichen Wesen so gut verstanden hat, wie mit ihm. Nur, was wird aus dieser Freundschaft, wenn er die Wahrheit erfährt? Und kann sie wirklich das Risiko eingehen noch mal verletzt zu werden?

Meinung:

Die Idee des Klassentreffens und des  „Sich-der-Vergangenheit-stellen“ haben mich im Bücherladen magisch angezogen, deshalb landete das Buch bei mir zu Hause auf den Nachttisch. Leider war ich anfangs mehr als enttäuscht. Die Hauptfigur Anna zeigt sich erstmal als eine unsympathische und unnahbare Person, mit der man sich nicht wirklich anfreunden kann. Sie wirkt beizeiten sogar arrogant. Erst nach etwa 200 Seiten (definitiv zu viele) taut sie etwas auf. Das erste Drittel des Romans zieht sich in die Länge. Die Autorin schafft es nicht den Leser zu fesseln. Die Handlung geht nur langsam voran und man wartet wirklich lange bis etwas Interessantes geschieht. Der männliche Gegenpart kommt etwas besser weg. Er ist auf Anhieb sympathisch und macht einen liebenswerten Eindruck. Auch wenn ich nicht wirklich nachvollziehen kann, wie man sich in jemanden verliebt, der einem das Leben manchmal zur Hölle gemacht hat, so muss ich doch gestehen, dass mir James als Charakter gut gefallen hat. Als Anna und er sich öfters über den Weg laufen und sich anfreunden, wird die Geschichte endlich unterhaltsamer. Die Chemie zwischen den beiden  stimmt. Die lustigen, klugen und sarkastischen Dialoge machen Lust auf mehr und geben der Story das gewisse Etwas, nach dem ich so verzweifelt während der ersten Hälfte des Buches gesucht habe. Die zweite Hälfte ist somit um einiges interessanter und wirklich lesenswert. Das Ende ist jedoch eher kitschig und die Szene rund um den Kuss hat absolutes 0815-Format. Da hätte ich viel mehr Tiefe erwartet und nicht so eine platte Liebeserklärung, wie James sie kurz vor dem Kuss zum Besten gibt. Schließlich ist auch er nicht auf den Mund gefallen und während des ganzen Romans sehr wortgewandt.

Was die Nebencharaktere betrifft, so konnten mich die meisten überzeugen. Zwei Ausnahmen gibt es jedoch. Zum einen hätten wir da Aggy, Annas 2 Jahre jüngere Schwester. Auch wenn sie laut Autorin 30 Jahre alt ist und bald heiratet, kommt sie wie eine 16-jährige verzogene Göre rüber, die alles bekommt, was sie möchte und noch am Rockzipfel von Mama hängt. Diese Person ist, meiner Meinung nach, grundlegend unlogisch dargestellt. Zum anderen kommt dann noch James Frau Eva hinzu. Sie ist das fleischgewordene Klischee eines unbeliebten Buchcharakters: blond, übernatürlich gutaussehend, arrogant, eitel und kalt. Ach ja, und natürlich betrügt sie ihren Mann mit einem 23 Jahre alten Model. Man kann sich diese Frau zwar sehr gut vorstellen, aber eher aus dem einfachen Grund, dass man dieses Klischee regelmäßig im Fernsehen sieht. Ich hätte mir eindeutig mehr Tiefe gewünscht, denn auch wenn es um eine Nebenperson geht, die dem Glück von Anna im Weg steht, so wäre es doch eindeutig glaubwürdiger gewesen, Eva etwas menschlicher und realistischer darzustellen. Auch die ‚Bösen’ sollten eine Persönlichkeit haben.

Fazit:

Meine Erwartungen lagen hoch, da mir „Wir in drei Worten“ von McFarlane sehr, sehr gut gefallen hat. Leider konnte mich diese Geschichte nicht überzeugen. Wegen den spritzigen und lustigen Dialogen vergebe ich gut gemeinte 3 Sterne.