Rezension

Hat mich begeistert

Der letzte Pilger
von Gard Sveen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Tommy Bergmann ist Kommissar bei der Kriminalpolizei in Oslo und bekommt es mit einem rätselhaften Fall zu tun. Der ehemalige Widerstandskämpfer und früherer Handelsminister Carl Oscar Krogh wird ermordet aufgefunden, brutal zugerichtet mit eingestochenen Augen. Einige Tage zuvor werden drei Leichen in einem Waldstück in der Nordmarka gefunden, die aus der Zeit des zweiten Weltkriegs stammen. Zuerst scheint es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen zu geben, doch je mehr Fakten ans Licht kommen, umso wahrscheinlicher erscheint es, dass sie miteinander in Verbindung stehen. Die Frage ist bloß wie. Und wer hätte ein Motiv, den von allen bewunderten Widerstandskämpfer zu ermorden?

Die Geschichte ist spannend erzählt. Der Leser taucht abwechselnd in die beiden Erzählstränge ein, die zu zwei verschiedenen Zeiten spielen: der zweite Weltkrieg und die Gegenwart (2003). Langsam kommen mehr Fakten und Hintergründe zusammen und obwohl man als Leser mitfiebert und rätselt, bleibt es doch bis zum Ende spannend, da die Geschichte immer neue Wendungen nimmt.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich, denn stellenweise fand ich es schwierig, der Geschichte zu folgen. Einmal weil viele verschiedene Personen auftauchen, die phasenweise in mehreren verschiedenen Ländern (Norwegen, Schweden, Deutschland, England) gelebt haben und ich mir deren Biographien aufgrund dieser Detaildichte nicht immer merken konnte. Aber auch, damit zusammenhängend, dass mir die Sprache manchmal ein wenig zu militärisch war und mir viele Begriffe fremd waren. Jemand, der sich mit Geschichte und speziell dem zweiten Weltkrieg auskennt und weiß, wo es welche Widerstandskämpfer und Geheimdienste gab, wird damit keine Probleme haben, doch ich war manchmal verwirrt und konnte manches einfach aus Unwissenheit nicht nachvollziehen. Vielleicht wäre ein kleines Glossar am Ende des Buches hilfreich gewesen.

Sehr gut fand ich aber, dass die Geschichte zu zwei verschiedenen Zeiten spielt. Ich fand es sehr interessant, mal etwas über den zweiten Weltkrieg zu lesen, das nicht in Deutschland spielt. Dass Deutschland nicht der einzige Kriegsschauplatz war, wird gerne mal vergessen. Mir erscheint das Buch gut recherchiert und ich konnte eine Menge über die Zeit des zweiten Weltkriegs lernen. Zusammen mit den spannenden Mordfällen war die Mischung perfekt.
Mir ist übrigens der Name des Kommissars, Tommy Bergmann, positiv aufgefallen. Da ja abwechselnd in Gegenwart und Vergangenheit erzählt wird, fand ich den Namen "Tommy" besonders am Anfang hilfreich, da er sehr modern klingt und ich daher immer sofort wusste, dass der Schauplatz jetzt wieder die Gegenwart liegt, sobald der Name fiel.

Insgesamt war ich ziemlich begeistert von diesem Krimi und würde ihn definitiv weiterempfehlen. Vor allem für Leute, die außerdem an Geschichte interessiert sind, ein absolutes Muss.