Rezension

Wer hat Agnes Gerner

Der letzte Pilger
von Gard Sveen

Bewertet mit 5 Sternen

Kommissar Tommy Bergman wäre eigentlich lieber bei der Streife, er vermisst die Zusammengehörigkeit und Kameradschaft. Bei der Kripo scheinen alle Einzelkämpfer zu sein. Seit seine Freundin sich von ihm getrennt hat, was er sich selbst zuzuschreiben hat, übernimmt er gerne mal eine Schicht am Wochenende oder an einem Feiertag. Gerade während einer solchen Schicht werden in der Nordmarka die Überreste von drei menschlichen Leichen gefunden. Die Knochen sind schon alt, doch offensichtlich sind die Toten umgebracht worden und Bergmann unternimmt, was er kann, um die Toten zu identifizieren. Nur kurze Zeit später wird der ehemalige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh erstochen. Sollten die Fälle zusammenhängen. Die Spur führt Tommy Bergmann weit in die Vergangenheit.

 

Was für ein Buch. Wie können diese sehr unterschiedlichen Handlungsstränge nur zueinander passen oder zueinander finden. Die Widerstandsbewegung in Norwegen während des zweiten Weltkrieges. Die Versuche die Nazi-Herrschaft zu brechen. Und aus welchem Grund sollte heute jemand einen gut beleumundeten Mitglied dieses Widerstands den Tod wünschen. Vor allem, wie kann ein Kommissar sich dieses Falles annehmen, der genug eigene Probleme hat, die ihn beschäftigen. Wird er der Aufgabe gewachsen sein oder wird er eher von einem Hinweis zum nächsten stolpern, um schließlich nichts zuwege zu bringen.

 

Ein Experiment, dem man sich mit Ruhe und Zeit widmen sollte. Ausgesprochen filigran sind die Fäden, die hier verwoben sind. Man verfängt sich in ihnen, ist manchmal abgestoßen, doch immer neugierig, was sich hinter der nächsten Biegung verbirgt. Der geschichtliche Hintergrund wirkt sehr gut recherchiert und das Eintauchen in die Vergangenheit ist ausgesprochen spannend. Mit jeder Seite wird man neugieriger wie sich Vergangenheit und Gegenwart zusammenfügen. Auch wenn Bergmann nicht alle Sympathien wecken kann, weil er doch die Auseinandersetzung mit seinen Abgründen scheut, so braucht sein Geschick als Ermittler doch den Vergleich mit einigen Großen nicht zu scheuen. Und bei dieser herausragenden Kriminalgeschichte kann man nicht anders als begeistert zu sein.