Rezension

Hat mich nur bedingt überzeugt !

Marta schläft
von Romy Hausmann

Bewertet mit 3 Sternen

Nachdem ich zu Romy Hausmanns Debütroman LIEBES KIND im vergangenen Jahr ausschließlich positive Stimmen gelesen habe, wollte ich nun unbedingt ihren neuen Thriller lesen, auch wenn das Debüt noch immer ungelesen im Regal steht.

Meine Erwartungen waren, ehrlich gesagt, gerade durch diese ganze positive Resonanz, sehr hoch. Nicht die beste Voraussetzung, um einen Roman anzugehen, was sich hier leider bewiesen hat.

Denn ich kann mich den lobenden Stimmen zu MARTA SCHLÄFT nur bedingt anschließen.

Nadja ist in desolaten Zuständen aufgewachsen und wurde in jungen Jahren für ein grausames Verbrechen verurteilt. Nun will sie die Vergangenheit hinter sich lassen, was ihr nicht wirklich gelingt. Sie hat keine Freunde, lebt sehr aufgeräumt und zurückgezogen, ist in therapeutischer Behandlung und kämpft noch immer mit Schuldgefühlen. Aber sie kommt zumindest im Alltag einigermaßen klar.

Bis ein Mord geschieht und Nadja zum perfekten Opfer wird. Denn wer eine Vergangenheit wie ihre hat, den kann man leicht zum Mörder machen...

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir unglaublich schwer, da mir die Autorin gleich zu Beginn viele wirre Fäden hinwirft. Da ist einmal Nadja, die man am Anfang noch so gar nicht greifen kann. Dann gibt es Kapitel aus der Sicht einer Nelly, die Opfer eines Verbrechens wird. Immer wieder gibt es zwischen den Kapiteln Briefe, die man nicht zu deuten weiß und bei denen man auch noch keinen Plan hat, wer sie eigentlich geschrieben hat.

Erst nach und nach versteht man die Zusammenhänge, kann die losen Fäden zusammenfügen und die Knoten entwirren, aber man muss dem Ganzen ein wenig Zeit geben. Diesen Aspekt fand ich gar nicht schlimm. Romy Hausmann hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der mich definitiv fesseln konnte. Die Atmosphäre ist, wie es sich für einen guten Thriller gehört, recht nüchtern und kalt und durchgehend, aber eher unterschwellig, spannend.

Es gibt unvorhergesehene Wendungen, die mich überrascht haben und auch Nadjas Vergangenheit fand ich unglaublich interessant.

Der Punkt, der meine Wertung aber defintiv schmälert, ist das Ende. Die Autorin hat hier versucht, Themen wie Schuld, Vergeltung, Vergebung und Reue in den Fokus zu stellen. Und das ist ihr auch gelungen. Dennoch macht sie diese wirklich gut ausgeklügelte Geschichte und die Frage, ob sich ein Täter je selbst vergeben und von seinen Taten freimachen kann, wenn er seine Strafe verbüßt hat, mit dem Ende für mich zunichte.

Viele werden sagen: Aber wieso ? War doch alles schlüssig. Ja, das stimmt schon und dennoch passierte mir da, und das ist einfach nur persönliches Empfinden, alles zu schnell, alles zu glatt, zu easy. Die Fäden laufen plötzlich wie von selbst zusammen, so dass es zu einem Ende kommt, das man durchaus als gut bezeichnen könnte. Mir ging das zu einfach vonstatten und zwei Handlungsstränge wirkten auf mich plötzlich irgendwie sinnfrei beziehungsweise etwas unsinnig und deshalb kann ich letzten Endes nur 3 Cupcakes vergeben.

Nichtsdestotrotz werde ich die Autorin auf jeden Fall weiterhin verfolgen und mir demnächst auf jeden Fall endlich mal LIEBES KIND aus dem Regal schnappen.