Rezension

Japanisches Landleben und ein geheimnisvolles Höhlensystem

Das Dorf der acht Gräber -

Das Dorf der acht Gräber
von Seishi Yokomizo

Bewertet mit 4 Sternen

Seichi Yokomizos Icherzähler Tatsuya Terada stammt aus dem abgelegenen Bergdorf Acht Gräber. Die Legende der Acht Gräber erzählt vom Mord an acht Samurai, dem Fluch, mit dem der Anführer das Dorf belegte, und vom Goldschatz, der seitdem im Kalkstein-Höhlen-System verborgen sein soll. Tatsuyas Heimatdorf bietet mit den Anwesen der wohlhabender Familien Nomura (Miyakos Clan) und Tajini (Teradas Clan) in imposanter Landschaft ein ideales Krimi-Setting. Der Erzähler sieht sich selbst als wenig geeignet für seine Aufgabe, weil er nur aus einem ihm vorliegenden, nüchtern gehaltenen Manuskript berichten kann. Die von ihm gesäten Zweifel an seiner Zuverlässigkeit haben mich angeregt, selbst nach Widersprüchen in seiner Erzählung zu suchen.

Terada soll in den 1950ern offenbar in seinem Familienzweig adoptiert werden, weil kein würdiger Kandidat als Erbe und Familienoberhaupt zur Verfügung steht – und obwohl sein Vater Yozo durch eine weitere Gewalttat die Samurai-Legende verfestigt hatte. Der Erzähler sieht sich nach seiner Ankunft im Dorf einer Serie von Morden gegenüber, vermutlich durch Gift, in denen die Polizei unter Kommissar Iwokawa ermittelt und auch der schratig wirkende Kosuke Kindaichi auftaucht. Das Muster der Taten basiert auf der gesellschaftlichen Hierarchie bei Tisch, wenn in großer Runde prominente Personen ihre statusgerechte Mahlzeit auf eigenem persönlichen Tablett serviert bekommen.

Neben Intrigen, Aberglauben und Familien- und Dorfkonflikten sorgen weitere Details für schaurige Spannung: Fetzen einer alten Landkarte, ein Wandschirm, aus dem angeblich Personen herausgetreten sind, ein Höhlensystem samt Geheimgängen und Geheimtüren und nicht zuletzt äußerlich gruselig wirkende Personen. Ein wiederholt auftauchender Aspekt der Handlung ist das Thema Erschöpfung, nicht nur Frauen müssen zu Teradas Zeit wenig belastbar gewesen sein.

Fazit

Mit Grundherren, Bauern, dem Klerus und gleich zwei Ärzten liefert „Das Dorf der Acht Gräber“ Einblick in japanisches Landleben mehrerer Epochen und liefert die Basis eines komplizierten Plots. Bereits das Höhlensystem führt darin buchstäblich auf falsche Fährten, von den familiären Verwicklungen ganz abgesehen. Ein umfangreicher Band mit hilfreichem Personenverzeichnis, der meine Neugier auf Folgebände wachhält.

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Serieninfo: Originalausgabe jap. 1971, Neuausgabe 1996

Band 3 von 77, bisher übersetzt: 4 Bände