Rezension

keine Neuerfindung des Rads, aber für Leser von dystopischen JuBus definitiv gut lesbar

Eve of Man - Die letzte Frau - Tom Fletcher, Giovanna Fletcher

Eve of Man - Die letzte Frau
von Tom Fletcher Giovanna Fletcher

Bewertet mit 3.5 Sternen

Seit mehr als 50 Jahren werden keine Mädchen mehr geboren, nur Jungen. Die Menschheit schreitet scheinbar unaufhaltsam auf eine Auslöschung zu.
Doch dann kam Eve, das erste weibliche Baby seit vielen Jahren - und mit ihr die Hoffnung auf ein Überleben der menschlichen Rasse.

"Eve of Man" ist ein Gemeinschaftsprojekt eines Ehepaares. Und zum ersten Mal, seit ich Bücher von Autorenduos lese, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir ein Part -in diesem Fall der von Eve oder Bram- besser gefiel. Wie auch immer die beiden Autoren die Aufteilung beim Schreiben vollzogen haben, ich fand beide Charaktere gelungen und vor allem authentisch.
Ob es gerade um Bram ging, der Eve schon seit Kindertagen kennt, mit ihrem Schicksal nicht einverstanden ist und sie gerne befreien möchte, jedoch gleichzeitig selbst ein echt schweres Los zu tragen hat,
oder um Eve, die Angst vor einer Zwangspaarung zum Fortbestand der Menschheit hat und in einem goldenen Käfig ohne jegliche Selbstbestimmung lebt - beide wirken „echt“ auf den Leser. Sie handeln nachvollziehbar und -was noch wichtiger ist- sie entwickeln sich glaubwürdig weiter.

Auch die Stimmung konnte bei mir punkten. Die Welt zerstört, trostlos; die Frauen vom Aussterben bedroht - das schafft schon ein recht mulmiges Szenario.
Ok, ein bisschen hat es mich schon gestört, dass so wenig auf das "Warum" eingegangen wurde. Diese beiden Tatsachen wurden mehr oder minder als gegeben dargestellt, aber ok, das kann ja auch in einem der Folgebände noch thematisiert werden...
Den Aspekt der gelungenen Stimmung kann man meines Erachtens jedoch gut bis zur Ebene der Protas herunterbrechen. Ihre Emotionen ergaben ein rundes und stimmiges Setting, das für mich perfekt funktioniert hat. Eves Einsamkeit und ihr Bedürfnis nach Wärme oder Brams Wunsch für sie da zu sein oder seinen Schmerz seiner eigenen Geschichte wegen. Das sind alles Aspekte, die die Trostlosigkeit noch zusätzlich untermauern, jedoch nicht, ohne gänzlich ohne Lichtblicke auszukommen. Da wären zum einen die "Mütter", aber auch Brams bester Kumpel Hartman, die eine gehörige Portion Freundschaft und Wärme einfließen lassen und die man definitiv alle gerne liest. Ohne Zusammenhalt geht eben einfach nichts im Leben ;)

Zugegebenermaßen ist "Eve of Man" jetzt alles in allem keine Neuerfindung des Rads, aber wer gerne ein bisschen dystopisches JuBu mit einer Prise Emotion möchte, ist bei Eve und Bram definitiv gut aufgehoben. Mir persönlich war der Einstieg ein bisschen zu lang, so richtig startet die Geschichte nach meinem Geschmack erst ca. ab Seite 250. Aber das ist vermutlich einfach dem Reiheneinstieg geschuldet und der weitere Verlauf macht das auch weitestgehend wieder wett.
Ich für meinen Teil werde an der Reihe dran bleiben - und das nicht nur wegen dem Cliffhanger...