Leider eine Enttäuschung
Bewertet mit 1 Sternen
~~Selten wurde ein Buch bereits vor dem Erscheinungsdatum so heftig kritisiert wie „Stella“ von Takis Würger. Dabei bezieht sich einer der Hauptkritikpunkte darauf, den Nationalsozialismus als Kulisse für einen Liebesroman zu verwenden. Ich finde es grundsätzlich nicht moralisch verwerflich dies zu tun- wenn es denn gut gemacht ist…
Leider enttäuscht das Buch aber auf der ganzen Linie. Die Geschichte wird von Friedrich erzählt, einem jungen, naiven Schweizer. Bereits seine Beweggründe 1942 nach Berlin zu gehen, sind nicht nachvollziehbar. Dort stürzt er sich Hals über Kopf in eine Liebesbeziehung mit Stella. Beide sind darüber hinaus noch mit dem SS-Mann Tristan „befreundet“. Alle drei Charaktere bleiben blass und durchlaufen so gut wie keine Entwicklung. Dazu trägt auch der emotionslose Sprachstil mit kurzen, knappen Sätzen bei. Stella Goldschlag ist in meinen Augen eine psychologisch sehr spannende Person. Hier wäre sehr viel mehr Tiefgang in der Darstellung nötig gewesen. Bei der Beschreibung des SS-Mannes Tristan werden sämtliche Klischees bedient.
Die fiktive Liebesgeschichte wird durch Auszüge aus Prozessakten ergänzt. Das es sich hierbei um den Prozess gegen Stella Goldschlag handelt erfährt der unwissende Leser erst spät. Das Ausmaß der Taten von Stella findet sich in dem Roman nicht wieder. Hier liegt in meinen Augen die große Gefahr. Für Leser ohne Vorwissen ist dieses Buch in meinen Augen zu unkritisch und verharmlosend.
Es gibt einen weiteren Punkt, der mich enttäuscht zurücklässt. Takis Würger hat für dieses Buch wohl lange recherchiert. Er hatte auch die Chance mehrere Interviews mit Noah Klieger, einem Überlebenden zu führen. Diese Möglichkeit wird nicht mehr lange bestehen, denn auch Klieger ist mittlerweile verstorben. Ich hätte mir gewünscht Takis Würger hätte dieses wertvolle Wissen niveauvoller umgesetzt.