Rezension

Wieviel Wahrheit kann ein Mensch ertragen?

Stella
von Takis Würger

Stella ein Roman von Takis Würger erschienen im Carl Hanser Verlag

 

...Auf der Rückfahrt dampfte die Straße im Scheinwerferlicht. Kristin schlief in meinem Schoß. Lange Zeit kam uns kein Auto entgegen und der Wald lag dunkel um uns. Ich stellte mir vor, wie gut es sein könnte, wären wir die einzigen Menschen auf der Welt. ...

Ein junger Mann kommt 1942 nach Berlin. Neugierig auf das Leben versucht er die Wahrheit zu finden. Sachlich mit einem gewissen Abstand, dachte er. Doch man kann dem Leben nicht einfach unbeteiligt zuschauen. Und an das, was er dort findet, wird er sich sein ganzes Leben lang erinnern.

Anfangs wußte ich nicht, in was für eine Geschichte ich hier hineingeraten bin. Doch der Sog, der mich erfasste, lies mich dieses einzigartige Buch in nur zwei Tagen lesen. Takis Würger entfaltet mit einem gekonnten Aufbau und scheinbar wenig berührenden, dahingeworfenen Worten ein spannungsgeladenes, erschütterndes Werk. Seine gekonnt plazierten Zeilen und bewegenden Dialoge treffen mitten ins Herz, wenn man am Ende begreift, was hier eigentlich geschehen ist. Er erzählt aus dem Leben eines Jungen, einer großen Liebe in einer der schlimmsten und gegensätzlichsten Zeit überhaupt, einer vielschichtigen Frau und unvergleichlichen Charakteren, die schonungslos glaubwürdig erscheinen. Das Erschrecken breitet sich aus, wenn man bedenkt, dass Teile dieser Geschichte wahr sind. Mich hat das neue Buch des Autors überzeugt und zutiefst berührt. Es ist eine ganz große Geschichte, ein bewundernswertes Highlight mit einer unvergleichlichen Sprache, eine auffallend, treffende Reise in die düsterste Zeitgeschichte Deutschlands sowie in die Seele der Menschen.