Rezension

Mit Macht spielt man nicht

The Crown's Game - Evelyn Skye

The Crown's Game
von Evelyn Skye

Bewertet mit 4 Sternen

Ein fantastischer Gesellschaftsroman. "Krieg und Frieden" trifft auf "Der Nachtzirkus".

Vika Andrejewa kann zaubern. Genauso wie Nikolai Karimov. Aber leider kann es immer nur einen Magier des Zaren geben. Also müssen beide zum „Spiel der Krone“ antreten, einem Wettkampf, bei dem beide ihre magische Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen. Allerdings setzt ein Wettkampf bereits voraus, dass es einen Gewinner und einen Verlierer geben muss. Der Gewinner erhält jegliche verfügbare magische Macht, die gleichzeitig den Tod des Verlierers bedeutet. Die Erkenntnis, das der Wettkampf den Tod des jeweils anderen bedeutet, gefällt weder Vika noch Nikolai. Allerdings ist es da bereits zu spät, um aus dem Wettkampf auszusteigen.

„The Crown’s Game“ spielt in St. Petersburg im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, in einer Welt, in der Magie möglich ist. Evelyn Skye versteht es, diese längst vergangene Zeit lebendig werden zu lassen und „ihr“ St. Petersburg dem Leser näher zu bringen. Obwohl der Verlag damit wirbt, dass es sich auch um eine Liebesgeschichte handelt, liegt der Fokus allerdings eindeutig auf dem magischen Wettkampf, den Unterschieden zwischen Vikas und Nikolais Zauberkünsten, sowie verschiedenen magischen Raffinessen, die sich die beiden einfallen lassen. Auf die Dreiecksgeschichte zwischen Nikolai, Vika und Pawel wird zwar immer wieder angespielt, allerdings wird sie nie ganz zu einem Ende geführt. Eine Tatsache, die in Anbetracht des politischen Aspekts der Handlung und der Frage, wie weit man für eine Sache gehen würde bzw. der offensichtlichen Abscheu Vikas und Nikolais einander zu töten, eher in den Hintergrund gerät. Zusätzlich werden die russische Gesellschaft und deren damalige Kultur thematisiert.

Die Darstellung der erzählten Welt ist Evelyn Skye hervorragend gelungen. Durch viele kleine Details lässt sie St. Petersburg zur Zeit des russischen Zarenreichs vor dem inneren Auge lebendig werden. Einzig eine Karte, auf der man die, im Roman erwähnten, Orte nachverfolgen kann, fehlt. Mit Beginn des Magierwettstreits lässt sich eigentlich ein mögliches Ende der Geschichte bereits erahnen, das tatsächliche Ende ist dann aber doch überraschend und lässt Luft für den bereits angekündigten Folgeband. Zugegeben, dadurch, dass die beiden Magier eher halbherzig darauf aus sind, sich gegenseitig zu töten, fehlt dem Wettkampf selbst etwas an Spannung und auch die Liebesgeschichte ist kein zentrales Thema. Stattdessen lässt sich „The Crown’s Game“ eher als fantastischer Gesellschaftsroman lesen und als solcher funktioniert die Geschichte einwandfrei.