Rezension

Netter Auftakt mit einigen Schwächen

Gold und Schatten - Kira Licht

Gold und Schatten
von Kira Licht

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

Gerade erst nach Paris gezogen, verliebt sich die sechzehnjährige Livia Hals über Kopf in Maél. Seine Welt sind die düsteren Katakomben unter den Straßen der Stadt. Die beiden kommen sich schnell näher, doch der draufgängerischen Maél geht immer wieder auf Abstand. Was hat er zu verbergen? Und warum um alles in der Welt kann Livia plötzlich Botschaften hören, die Bäume und Pflanzen zuflüstern? Ist sie dabei, den Verstand zu verlieren? Als es Livia schließlich gelingt, die einzelnen Fäden miteinander zu verknüpfen, kann sie kaum glauben, welches Geheimnis sich ihr offenbart. Denn dass sie Maél kennengelernt hat, war alles andere als ein Zufall...

REVIEW

Griechische Mythologie. Die Stadt der Lichter. Und die erste große Liebe. Scheinbar die perfekten Zutaten für ein großartiges Young Adult Buch. Ich bin sofort schwach geworden, als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Nicht zuletzt wegen dem schönen Cover, welches ein absoluter Hingucker ist. "Gold und Schatten" ist definitiv unterhaltsam und es macht Spaß Livia und Maél auf ihrem Abenteuer zu begleiten, allerdings fehlt es der Geschichte an Tiefe und bleibt definitiv nicht in Erinnerung. Mich hat es ein wenig an "Starcrossed" von Josephine Angelini erinnert, wobei sich lange keine Spannung aufbaut und auch die mythologischen Aspekte hier nicht so gut umgesetzt wurden. Zwar begegnen wir im Laufe der Geschichte vielen bekannte Figuren, allerdings hätte es für meinen Geschmack alles noch weiter ausgebaut werden müssen. Stattdessen wird vieles nur angeschnitten und sich stattdessen auf die Liebesgeschichte konzentriert. "Gold und Schatten" arbeitet mit vielen Klischees und bleibt ziemlich oberflächlich, weshalb ich es eher jüngeren Leser empfehlen würde. Das mag sich nun alles erstmal negativ anhören, aber ich hab mich trotzdem gut unterhalten gefühlt und zwischendurch ist es auch mal schön eine seichte Geschichte zu lesen, besonders wenn die Grundidee selbst so vielversprechend ist.

Ein großer Schwachpunkt war für mich die Darstellung von Livia, mit der ich mich einfach nicht anfreunden konnte. Sie ist ein liebes und sympathisches Mädchen, welches Kräfte entwickelt und sich in einer neuen Welt zurecht finden muss. Mir erschien sie allerdings leider oftmals viel zu unreif und es gab mehrere Momente in denen ich einfach nur den Kopf schütteln musste. Obwohl sie mit Pflanzen sprechen kann, macht sie keinerlei Anstalten mehr darüber hinauszufinden oder ihre Kräfte zu hinterfragen und akzeptiert ihr Schicksal einfach. Das hat mich in den Wahnsinn getrieben. Mag sein, dass es im zweiten Band aufgeklärt wird, aber bisher wirkt sie einfach nur wie ein naives Mädchen. Wer interessiert sich schon dafür warum man plötzlich mit Pflanzen sprechen kann, wenn man stattdessen einen geheimnisvollen Bad Boy anhimmeln kann?

Maél selber konnte mich direkt überzeugen. Er ist geheimnisvoll, ambitioniert und wirkt mehr wie ein Antiheld als ein Traumprinz. Den Großteil der Geschichte war ich begeistert von ihm und wollte unbedingt mehr erfahren. Eine überraschende Offenbarung in der Mitte der Handlung wirft noch mal ein ganz neues Licht auf ihn und alles hätte so gut sein können. Doch dann kam das Ende und hat meine rosarote Blase mit einem großen Knall zersprengt. Die raue, geheimnisvolle Fassade war letztendlich nur aufgesetzt, um die Herzensdame zu beschützen. Was für eine Enttäuschung. YA Trope vom allerfeinstes. Hier war ich wirklich enttäuscht, denn sein Charakter hatte so viel Potential, welches komplett verschwendet wurde. So hat sich ganz überraschend Maéls Halbbruder Enko in mein Herz gespielt und ich hoffe sehr darauf mehr von ihm im zweiten Teil zu lesen. Der Wikingerprinz nimmt kein Blatt vor den Mund, hat seine Ecken und Kanten und erobert den Untergrund von Paris als Rockstar. Ich bin gespannt auf seine Entwicklung und hoffe sein Potential wird besser ausgebaut. Große Stärke der Geschichte liegt in seinen Nebencharakteren, von Livias Freundinnen über diverse Götter bis hin zu bekannten Sagengestalten. Für meinen Geschmack hätten die Nebencharaktere aber noch mehr Aufmerksamkeit verdient.

Die griechische Mythologie spielt eine zentrale Rolle in "Gold und Schatten", kommt aber erst vergleichsweise spät ins Spiel. Zunächst steht erstmal nur die Liebesgeschichte zwischen Livia und Maél im Mittelpunkt, da hätte man gerne einiges kürzen können. Allgemein hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte unnötig in die Länge gezogen wird, weil man unbedingt einen Zweiteiler daraus machen wollte. Auch der Cliffhanger kam mir zu unerwartet und war zu sehr darauf konzipiert den Leser dazu zu bringen den zweiten Teil zu kaufen. Ich bin zwar gespannt auf die Fortsetzung, aber habe das Gefühl, dass man hieraus problemlos einen Einzelband hätte machen können.

Ich fand es schön zu sehen, wie die Autorin versucht hat verschiedene Figuren und Sagen der griechischen Mythologie in die Geschichte einzubringen. Wir begegnen mehreren Göttern, wobei mir besonders Hephaistos in Erinnerung geblieben ist. Ich hoffe sehr ihn im zweiten Band wiederzusehen. Die Darstellung der Götter und Sagengestalten fand ich größtenteils gelungen, teilweise aber auch etwas übertrieben. Hades ist der klassische Bösewicht, das war mir etwas zu langweilig. Und obwohl Hermes unglaublich liebenswert ist, wirkt seine Darstellung einfach komplett überzogen. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu verwöhnt von Percy Jackson und anderen Büchern in dem Genre. Aussagen wie 'wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel Pause' passen für mich einfach nicht zu einem Gott. Allgemein hat der Humor der Autorin leider nicht meinem Geschmack getroffen und dürfte wohl eher junge Teenage ansprechen. So müssen McDonalds Rutschen als Eingang zur Hölle herhalten, das war mir einfach zu kindisch. Und auch viele der vermeintlich schlagfertigen Gespräche haben bei mir oftmals nur ein Gefühl des Fremdschämens hervorgerufen. Ich hätte mir gewünscht, dass das Lektorat da noch mehr geändert hätte. Ich kann aber verstehen, dass man von einer jungen Autorin nicht so viel erwarten kann wie von bekannten Größen im YA Bereich.

"Gold und Schatten" spielt in Paris und die Autorin nimmt den Leser mit zu Ausflügen in die Katakomben und den Eifelturm. Letztendlich hätte ich mir aber gewünscht, dass man dieses Setting noch mehr hervorhebt. Ich denke da nur an die "Die For Me" Reihe von Amy Plum, die mir das Gefühl hat selbst mitten in der Stadt der Lichter zu stehen. Das hat mir hier gefehlt und im Grunde hätte die Handlung auch in jeder anderen älteren Großstadt spielen können.

Die Review mag vielleicht recht kritisch ausgefallen sein, aber trotzdem muss ich sagen, dass ich die Geschichte unterhaltsam fand und es nicht bereue sie gelesen zu haben. Man merkt aber definitiv welches Zielpublikum hiermit angesprochen werden soll. Teenager, die gerade selber die erste Liebe erleben, werden das Buch mit Sicherheit lieben! Und auch wer seichte Unterhaltung sucht, ist mit dem Buch bestens beraten. Man sollte nur nicht zu viel erwarten und nicht den Fehler begehen es mit Percy Jackson und Co zu vergleichen. Obwohl ich bei dem Cliffhanger wirklich die Augen rollen musste, werde ich den zweiten Band definitiv lesen. Ich denke die Geschichte hat noch immer unglaublich viel Potential und bin gespannt wie dieses in der Fortsetzung umgesetzt wird. Zudem merkt man deutlich, dass der erste Teil nur das Vorspiel war und die Handlung jetzt erst richtig losgeht.

FAZIT
"Gold und Schatten" ist eine Geschichte rund um die griechische Mythologie und die erste Liebe. Jüngere Leserinnen werden dem Buch sicherlich direkt verfallen. Mir selbst hat es der Geschichte leider an Tiefe gefehlt, zudem gab es für meinen Geschmack zu viele Klischees. Die Handlung hat viel Potential, welches aber einfach nicht ausgeschöpft wird. Es bleibt daher eine seichte Unterhaltung für zwischendurch.