Rezension

Packend bis zur letzten Seite

Bis zum letzten Tropfen - Mindy McGinnis

Bis zum letzten Tropfen
von Mindy McGinnis

In einer Welt ohne Wasser kann jeder Tag der letzte sein 
Nach einer Choleraepidemie und dem Zusammenbruch der Zivilisation ist sauberes Wasser das wertvollste Gut. Die sechzehnjährige Lynn hat schon früh gelernt, es um jeden Preis zu verteidigen. Gemeinsam mit ihrer Mutter bewohnt sie ein einsames Farmhaus und verbringt ihre Tage damit, Brennholz und Nahrung zu beschaffen. Und den Teich hinter dem Haus vor durstigen Eindringlingen zu schützen. Als eines Tages ein Fremder auftaucht und Lynn und ihre Mutter Fußspuren um den Teich herum entdecken, wird ihnen sofort klar, dass jemand ihre geheime Quelle entdeckt hat. Der Ernstfall, auf den Lynn seit Jahren vorbereitet ist, scheint einzutreten. Eigentlich hat sie keine Angst. Doch dann wird ihre Mutter von Kojoten schwer verletzt. Und Lynn muss sich in den umliegenden Siedlungen Hilfe suchen, denn allein kann sie die Farm nicht retten. 

"Bis zum letzten Tropfen" ist eine spannende, aufwühlende und erschreckende Öko-Dystopie. Obwohl es sich schnell lesen lässt, hinterlässt die Geschichte doch einen bleibenden Eindruck. 
"Du kannst auf alles verzichten - auf Wasser nicht." 
Der Schreibstil der Autorin ist wohl bewusst distanziert gewählt worden, wie auch ihre Protagonisten. Lynn ist emotional gesehen auf einer ganz niedrigen Lernstufe, sie kann zuweilen nicht mal ihre Gefühle ausdrücken, geschweige denn, zeigen. Im Laufe des Buches wird dieser Charakterzug von Lynn aber durch ihre Bekanntschaft mit weiteren Überlebenden, geschliffen. Sie legt ihre Art zwar nicht ganz ab, aber das zeichnet sie auch aus. Am Ende muss sie sich schweren Entscheidungen stellen.. 
Weshalb Lynn eine Einzelkämpferin geworden ist, liegt klar auf der Hand. Ihre Mutter hat sie streng aufgezogen, hat ihr das schießen beigebracht sobald sie ein Gewehr halten konnte und bald musste sie ihre Wasserquelle verteidigen und Tiere sowie Menschen töten. Niemals zum Spaß, sowie einige gegründete Gangs welche die Gegend unsicher machen und auf ihren Streifzügen brutal und rücksichtslos vorgehen, sondern nur zum überleben. Lynns Mutter hat ihr alles beigebracht, wann man jagen sollte um nichts verderben zu lassen, wie man Wasser reinigt um die Gefahr der Cholera zu minimieren und wie man sicher über den Winter kommt. Doch als ihre Mutter schließlich von einen Kojoten angegriffen wird, muss sich Lynn alleine um das Farmhaus und den dazugehörigen Weiher kümmern. Obwohl sie eine gute Schülerin war, weiß sie, dass sie alleine als junges Mädchen nicht lange überleben wird. Sie freundet sich mit einem alten Mann und Bekannten ihrer Mutter an und findet auf der Suche nach Holz ein kleines Mädchen, eine schwangere Frau und einen siebzehnjährigen Jungen der versucht seine restliche Familie zu beschützen. Doch als Stadtjunge ist er dieser Aufgabe nicht gewachsen und Lynns Gewissen meldet sich und sie kümmert sich vorerst um das kleine Mädchen und in ihr erwachen Muttergefühle, aber auch Gefühle für diesen Jungen und diese kann sie überhaupt nicht einordnen. 
"Bis zum letzten Tropfen" ist gar nicht so weit hergeholt. Umweltkatastrophen, Klimawandel und zerstörerisches Verhalten führten zur Wasserknappheit und alle Menschen gierten schnell danach. Städte wurden zusammengerufen und neue Regeln eingeführt, damit das Zusammenleben aber reibungslos abläuft müssen immer Opfer gebracht werden. So führt meist eins zum anderen und niemand kann sich seines Lebens sicher sein, denn wenn jemand nicht gelernt hat mit und von der Natur zu leben, so wie Lynn es von ihrer Mutter von kleinauf gelernt hat, wird man nicht lange außerhalb der Städten überleben. 
Diese Geschichte regt zum nachdenken an, es will bewegen und schockieren. Trotz Distanz und zumeist fehlender Emotionen birgt das Buch doch eine gewisse Tiefe. Ich konnte nichts finden, dass ich auszusetzen hätte. Für mich hat hier alles gepasst und wirkte stimmig - auch das Ende. Nichts für Freunde von Happy End Stories, soviel sei verraten. 5/5 Rawr's