Rezension

Tolles Thema, fehlender Tiefgang

Bis zum letzten Tropfen - Mindy McGinnis

Bis zum letzten Tropfen
von Mindy McGinnis

Worum geht’s?

Lynn lebt in einer Welt, in der es kaum noch Wasser gibt. In den Städten müssen die Menschen viel Geld dafür bezahlen, auf dem Land ist ein Häuschen mit Weiher wie ihres stark umkämpft. Zusammen mit ihrer Mutter kämpft sie ums Überleben und um ihre einzige, saubere Wasserquelle. Als ihre Mutter dann jedoch verletzt wird, muss Lynn feststellen, dass sie allein nicht für die Farm sorgen kann. Und so muss sie sich schweren Herzens auf die Suche nach Hilfe machen.

 

Schreibstil

Ich habe sehr lange gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden, was vor allem an Mindy McGinnis Schreibstil lag. Sie reiht unglaublich viele Hauptsätze aneinander, arbeitet viel mit dem Wort „und“ und schreibt auch sonst nicht besonders poetisch oder emotionsgeladen. Die Nüchternheit ihrer Worte passt vielleicht ein bisschen zur kargen Situation und auch zur Protagonistin, die noch relativ jung ist, aber trotzdem hatte ich große Schwierigkeiten damit.

 

Meine Meinung

Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Buch gut finden soll oder ob ich es eher durchschnittlich ansiedeln würde. Vor dem Kauf würde ich euch auf jeden Fall raten, Rezensionen dazu zu lesen und dann für euch zu entscheiden, ob euch die Kritikpunkte stören würden oder eher nicht.

In einer Welt, in der es kaum noch Wasser gibt, sind Wasserstellen wie Lynns Weiher hart umkämpft. So weit, so gut. Allerdings ist die Vegetation in dieser Welt, genauer gesagt im Staat Ohio, keineswegs einer Wüste gleich. Vielmehr gibt es Wälder, Flüsse (die zwar im Sommer austrocknen) und eine lebhafte Tierwelt, die von Kojoten über Heuschrecken bis hin zu Eichhörnchen reicht. Im Winter gibt es so viel Schnee, dass viele Menschen erfrieren, wenn sie keinen sicheren Unterschlupf haben, und im Sommer ist es furchtbar heiß.

Es herrschen also extreme Klimaverhältnisse, wie sie als Folge des Klimawandels durchaus zu befürchten sind. Allerdings habe ich mir einige Fragen gestellt: Warum sammelt die Bevölkerung nicht den Schnee, um ihn in Wassertanks für den Sommer aufzubewahren? Warum arbeitet man nicht an Staudämmen oder ähnlichen Konzepten, damit die Flüsse nicht austrocknen? Sollte eine solche Welt nicht längst an guten und günstigen Konzepten zur Wassergewinnung aus Meerwasser gearbeitet haben?

Trotz der „Schwächen“ im Weltenbau finde ich es klasse, dass Mindy McGinnis dieses Thema anspricht, dass durchaus problematisch für unsere Welt werden könnte. Schöner hätte ich es gefunden, wenn das Buch dann auch in einem Bereich gespielt hätte, in dem Wasserknappheit und ein geringer Staatshaushalt heute schon ein Problem ist. Ich glaube, das hätte es für mich glaubhafter gemacht, wobei auch diese Geschichte zum Nachdenken angeregt hat.

Ein großes Problem hatte ich mit der Protagonistin, die ich nie so richtig einschätzen konnte. Das liegt vermutlich daran, dass dieses Buch nicht in der Ich-Perspektive geschrieben ist und mir so ihre Gedanken und Emotionen gefehlt haben, um mich wirklich mit ihr zu identifizieren. Zudem habe ich irgendwie immer gedacht, dass sie erst 13 oder 14 ist (wer aber aufmerksam die erste Seite liest und rechnen kann, stellt fest, dass sie schon 16 ist) und so erschienen mir manche Handlungen für nicht altersgerecht, was ich im Nachhinein natürlich wieder revidieren muss.

Nach und nach tauchen weitere Charaktere auf, die ich schnell ins Herz schließen konnte. Besonders die kleine Lucy und Stebbs, den Nachbarn, habe ich sehr gerne gemocht, vor allem, wenn sie miteinander agiert haben. Mit Lynn’s Love Interest Eli konnte ich nicht so wahnsinnig viel anfangen. Ihre gemeinsamen Szenen waren zwar süß, aber irgendwie fehlten mir der Tiefgang und auch hier wieder die Emotionen, die die Geschichte für mich sehr viel realer gemacht hätten.

Das Ende erschien mir sehr abrupt, dafür, dass die Geschichte so lange gebraucht hat, um ins Laufen zu kommen. Einen Punkt kann ich immer noch nicht nachvollziehen, den ich euch natürlich nicht verraten werde. Ich frage mich einfach, wieso die Autoren das eingebaut hat, wenn die Geschichte auch ohne dieses Geschehnis funktioniert hätte.

Ob ich die Fortsetzung lesen werde, weiß ich noch nicht genau. Bis zum letzten Tropfen funktioniert sehr gut als alleinstehendes Buch und ich bin mit dem Ende überwiegend zufrieden.

 

Fazit

Bis zum letzten Tropfen ist eine Dystopie, die sich an ein sehr ernstes Thema heranwagt. Wer einen nüchteren Schreibstil und andere, kleinere Schwächen in Kauf nehmen möchte, findet in diesem Buch ein kurzes Lesevergnügen, das zum Nachdenken anregt. Ich kann es jedoch nur bedingt weiterempfehlen.