Rezension

Sicherlich bin ich nicht die Einzige, die eine Fortsetzung verlangt, wobei das Buch auch als Einzelband gelesen werden kann

Bis zum letzten Tropfen - Mindy McGinnis

Bis zum letzten Tropfen
von Mindy McGinnis

Bewertet mit 4 Sternen

Eye-Candy: Das Motiv passt perfekt, denn ein großes Thema ist der Weiher, bzw. das Wasser. Bei der englischen Version finde ich die Farben viel interessanter, da dieser Farbverlauf das Cover viel aussagekräftiger erscheinen lässt.

Inhalt: In einer Welt, in der das Trinkwasser sehr knapp ist, töten Menschen, um zu überleben. Lynn und ihre Mutter müssen ihren Weiher beschützen, koste es was es wolle. Dass es etwas Wichtigeres als ein sicheres Leben geben könnte, das wird Lynn erst klar, als ihre Mutter schwer verletzt wird und sie auf sich allein gestellt ist.

Meine Meinung: Eine Thematik, die uns auch blühen könnte, wenn wir nicht vorsichtiger mit unserer Umwelt umgehen. Daher möchte ich mit dem Setting anfangen, das eine typische Endzeit skizziert. Die Menschen sind auf ihr Überleben aus und gehen dabei sprichwörtlich über Leichen und betreiben Handel mit einigen sehr unorthodoxen "Dingen". Hier muss ich kritisieren, dass zu viel Gewicht auf diesen speziellen Handel gelegt worden ist, wobei er nicht nur eine Randerscheinung war. Viel lieber hätte ich es gehabt, wenn die Autorin gesagt hätte, wieso es zu dieser Wasserknappheit gekommen ist. Ab und zu gab es einige Erklärungsansätze, die haben mir allerdings nicht gereicht. Mehr Hintergrundinformation hätte eine realistischere Atmosphäre geschaffen, als gewollt schockierende Szenen.

Das Buch wird aus der persönlichen Perspektive erzählt. Wir begleiten Lynn durch ihr Leben und versuchen mit ihr zu überleben.
Obwohl Lynn ein sympathischer Charakter ist, wird durch die Erzählperspektive eine Grenze zwischen ihr und den Leser gezogen. Dadurch wirkt sie zum Teil abgekühlt und der Zugang zu ihr fällt teilweise schwer. Ihre Gefühle sind manchmal sehr oberflächlich und als Leser muss man sich damit genügen, dass das was sie tut, eben so ist, weil es so ist. Mir hat dieses in ihre Haut "schlüpfen" gefehlt, um richtig mit ihr mitzuleiden oder mitzufiebern.

Es ist schwer über die Charaktere zu schreiben, ohne etwas von der Handlung wegzunehmen. Die Handlung ist zwar spannend, jedoch ist es keine typische Dystopie-Spannung. Es gibt keine ständigen Hetzjagden oder irgendwelche Verschwörungen.
Wichtig ist, dass die Nebencharaktere so ziemlich einige Klischees erfüllen, was aber nichts Schlechtes ist, da die Autorin sie gut umgesetzt hat. Klingt wirr, ist aber so und beim Lesen bemerkt man auch schnell, was ich meine. Durch flotte Sprüche und Herzlichkeit machen die Charaktere die Klischees auch wie im Nu wett, man muss sich nur auf sie einlassen.

Eine Liebesgeschichte ist vorhanden, sie findet aber nur sehr am Rande statt. Beinahe zu sehr, für meinen Geschmack. Auch hier hätte ich mir mehr Einsicht in die Gefühle von Lynn gewünscht. Weshalb sie auf den Love Interesst steht, ist mir nicht klar geworden. Klar, er ist süß und niedlich, aber was sie in ihm sieht, das verstehe ich einfach nicht.

Was die Antagonisten angeht: Jeder ist ein potenzieller Antagonist. Leider hat der ultimative Bösewicht, für mich null Anreiz gehabt. Die Auflösung der "bösen" Kraft war mir schon relativ früh klar, da die Autorin versteckt Informationen ausstreut, die ein geübter Leser sofort durchschaut. Somit wird leider viel Spannung verschenkt, schade.

Mindi McGinnis schreibt erstaunlich klar und dennoch bildlich und spannend. Sie verzichtet vollkommen auf Beschreibungen, die das Aussehen eines Charakters dem Leser näher bringen sollen. Haar-, Augenfarbe oder sonstige Attribute werden verschwiegen. Das mag ich überhaupt nicht, obwohl ich auch nicht das Aussehen 1:1 beschrieben haben möchte. Einige Anhaltspunkte wären einfach nett gewesen.

In der Kürze liegt die Würze: Einige Thriller-Elemente; nicht sehr viel Action, aber dennoch spannend; keine richtige Identifikation mit Charakteren; vorhersehbare Wendungen für geübte Leser; flotte Sprüche; trockener Humor hier und da

Bewertung: Trotz meinen Kritikpunkten ist das Buch sehr lesenswert und verdient somit ♥♥♥♥ Herzchen. Am Ende passiert so noch so einiges, wodurch ich auf der letzten Seite etwas überrumpelt war. Sicherlich bin ich nicht die Einzige, die eine Fortsetzung verlangt, wobei das Buch auch als Einzelband gelesen werden kann (wenn man weniger obsessiv ist).

Kommentare

Steffi_the_bookworm kommentierte am 25. November 2014 um 17:26

Es gibt doch eine Fortsetzung, ist schon auf Englisch erschienen.