Rezension

Solider Thriller

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle. - Arno Strobel

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
von Arno Strobel

Bewertet mit 3 Sternen

Kommen wir zuerst also zum Inhalt: Offline beginnt nicht etwa mit dem Aufbruch unserer Reisegruppe, sondern mit einem spannenden, teils gruseligen Prolog, der mich sehr an eine neue Folge von X-Factor - Das Unfassbare erinnert hat. Warum? Wir erleben eine Person, der die Technik einen gefährlichen Strich durch die Rechnung macht. 
Als wir dann auf unsere Reisegruppe treffen, klärt Arno Strobel die Fronten sehr schnell: Wir haben nicht nur einen Draufgänger und unsichere Charaktere in der Gruppe, sondern auch solche, die wir noch nicht richtig einordnen können. Erfahrene Thriller Hörer*innen können schon erahnen, dass uns Arno Strobel vermutlich erst einmal auf falsche Fährten locken will. Deswegen war ich gerade am Anfang ziemlich auf der Hut. 
Zu Beginn hatte ich etwas Mühe, die Charaktere auseinanderzuhalten. Arno Strobel sorgte zwar dafür, dass sich manche von ihnen schnell in den Vordergrund drängten und im Kontext von Diskussionen auch klar Position bezogen. Dennoch kam ich häufig durcheinander, weil die Handlung zum einen aus mehreren Perspektiven erzählt wird und die Charaktere zum anderen, trotz starker Charakterzüge auf mich etwas stereotypisch wirkten. Das muss aber nicht unbedingt schlecht sein, weil es ja häufig das ist, was Thrillerhörer*nnen von einem Thriller für zwischendurch erwarten. 
Zur Handlung und zu den Charakteren möchte ichgar nicht mehr erzählen, weil es sehr schnell zur Sache geht und ich nicht viel Inhalt vorwegnehmen möchte. 
Den Spannungsbogen hat Arno Strobel ziemlich gut aufgebaut. Die Situation spitzte sch sehr schnell zu und ich fragte mich immer mehr, wie es die Reisegruppe aus dieser misslichen Lage heraus schafft. Dennoch kam mir die Auflösung der Geschichte etwas zu plötzlich. Nachdem die Geschichte so gut aufgebaut wurde und wir jede Menge Fährten für potentielle Täter*innen hatten, war mir die Auflösung beinahe etwas zu banal. Ich hatte einige Theorien, was es mit der Geschichte in Verbindung mit dem mysteriösen Prolog auf sich hatte. Als Arno Strobel dann seine Version der Auflösung verkündete, war ich etwas enttäuscht, weil wir zwar erfahren, wer die Gruppe in diese missliche und teils tödliche Lage gebracht hat. Aber wir erfahren nicht, ob der oder die Täter*in im Recht ist, weil uns hierfür noch Informationen fehlen. Das ließ mich dann ziemlich unzufrieden zurück. Allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau, weil das Leben manchmal genauso ist. Wir lernen zwei verschiedene Positionen kennen und müssen uns selbst ein Bild davon machen, wem wir trauen wollen und wem nicht.  
Gleich zu Beginn der Hörbuchgestaltung gibt es einen wichtigen Hinweis: Der Titel wurde ursprünglich vom Audio Media Verlag produziert. Allerdings gibt es den Verlag inzwischen nicht mehr und steinbach - sprechende Bücher hat die Titel des Verlages übernommen. 
Das Hörbuch ist in einer Plastik CD untergebracht. Meistens geht das Cover in diesen CD Hüllen aus meiner Sicht etwas unter. Hier hingegen sticht es aufgrund der Farbe sehr gut hervor. 
Herbert Schäfer passt aufgrund seiner Stimmfarbe richtig gut in das Thriller Genre. Die Stellen, in denen Charaktere nachdachten und es keine Dialoge gab, haben mir ziemlich gut gefallen, weil er nicht nur durch seine Stimmfarbe, sondern auch durch seine Lesegeschwindigkeit die Atmosphäre der Geschichte gut herausgearbeitet hat. 
Wenn es aber um Szenen ging, in denen wir mehrere Charaktere in Interaktion erlebten, fehlte mir etwas an Interpretation. Herbert Schäfer interpretierte die Frauen beispielsweise mit einer höheren Stimme und die Männer mit einer tieferen. Dennoch klangen die männlichen bzw. weiblichen Charaktere untereinander alle sehr ähnlich. 
Arno Strobel hat einen lebendigen Schreibstil, der dafür sorgt, dass ich sehr schnell in die Handlung eintauchen konnte. Er schafft es innerhalb kurzer Zeit die Konflikte innerhalb einer Gruppe gekonnt in Gang zu bringen, ohne die ganze Geschichte in einem Rutsch zu verraten. 
Allerdings wird es an einigen Stellen der Geschichte sehr blutig. Hier werden sprachliche Bilder vermittelt, die ich mir eigentlich nicht vorstellen wollte. Ich habe deswegen zeitweise auch überlegt, das Hörbuch abzubrechen, weil ich befürchtete, dass es noch mehr Gewaltszenen in der Geschichte gibt. Es stellt sich aber auch die Frage, inwiefern man bei einem Thriller nicht mit solchen Bildern rechnen muss. 
Gesamteindruck 
Offline ist ein solider Thriller, der eine spannende Geschichte erzählt, die stellenweise recht blutig wird. Der Thriller bot mir eine kurzweilige, gute Unterhaltung. Dennoch gab es für mich einige Schwächen, die dafür gesorgt haben, dass Offline für mich mehr ein Thriller für zwischendurch war. Wer Thriller liebt und nach soliden Geschichten sucht, sollte Offline aber dennoch eine Chance geben.