Rezension

Spannend, Schockierend und einfach gut gemacht!

Vollendet - Neal Shusterman

Vollendet
von Neal Shusterman

Bewertet mit 4.5 Sternen

In nicht allzu ferner Zukunft hat sich Nordamerika von kriegerischen Auseinandersetzungen erholt. Dafür herrschen nun strenge Gesetze, besonders unruhestiftende Teenager werden hart bestraft. Während der Schwangerschaft gibt es keine Möglichkeit zur Abtreibung, doch sobald das Kind 13 Jahr alt wird, haben die Eltern die Option es zu "entsorgen". Als Mord wird das allerdings nicht bezeichnet, denn die "Wandler" dienen als Ersatzteillager. Schließlich würden sie in ihren "Einzelteilen" verteilt weiterleben und anderen eine neue Lebenschance geben...

Mein Eindruck
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Ich bin noch immer ganz baff, wenn ich an "Vollendet" zurückdenke. Selten habe ich so ein schockierendes, verstörendes Jugendbuch vor mir gehabt. Es stellt die Prinzipien von Menschlichkeit völlig auf den Kopf - die Charaktere sind auf der Flucht vor dem "Recht und Gesetz" - doch wie könnte es rechtmäßig sein Teenager regelrecht "auszuschlachten"? In dieser Zukunftsversion ist es das und bringt den Leser Seite um Seite an seine Grenzen...

Im Mittelpunkt des Buches stehen drei Charaktere, die alle auf unterschiedliche Weise in derselben Sackgasse gelandet sind. Einmal der rebellische 16-jähige Connor, die 15-jährige Risa aus dem Waisenheim und der gerade 13 Jahre alte Lev, der von seiner streng religiösen Familie "geopfert" werden soll. Sie alle werden zu "Wandlern", aussortierten Teenagern die in ein Camp verbracht und anschließend "recycled" werden sollen. Für die Drei ergibt sich jedoch die Möglichkeit der Flucht, mehr oder minder bereitwillig, kämpfen sie um ihr Leben.

Besonders geschockt war ich von dem Prinzip "Storchen". Ein unerwünschtes Baby darf wie oben gesehen nicht abgetrieben werden, aber einfach bei irgendeiner Familie vor die Haustür gelegt werden. Das unerwünschte Kind ist man los und entweder die andere Familie nimmt es auf, oder es landet im Waisenheim. Die Ansichten im Buch sind völlig krank und doch werden sie staatlich durchgesetzt und gesellschaftlich völlig akzeptiert. 

Durch die verquere Welt schafft der Autor eine spannungsgeladene Szene nach der anderen, das Buch ließ sich einfach nicht weglegen. Zu Beginn noch zufällig zusammengewürfelt, entwickelt sich zumindest zwischen Risa und Connor eine richtige Freundschaft. Ich weiß nicht wie, aber neben der packenden Handlung schafft es Neal Shusterman noch Charakterentwicklung unterzubringen und vor allem Denkanstöße über das System anzuregen. Alles in 400 knackigen, nervenaufreibenden und höchstspannenden Seiten, da könnten sich andere Autoren eine ordentliche Scheibe abschneiden!

Fazit 
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"Vollendet" war für mich ein Erlebnis, wahnsinnig spannend, aber dafür umso verstörender. Allein die verqueren Ideen und später auch eine ganz bestimmte Stelle haben es mir richtig schlecht werden lassen. Diese Zukunftsversion ist definitiv nichts für zartbesaitete Gemüter! Allem in allem eine wirklich empfehlenswerte Dsystopie, die bereits 2007 (in dem Jahr ist das englische Original zuerst erschienen) schon so viel richtig gemacht hat, das ich bei so einigen "aktuellen" Entwürfen schwer vermisse.