Rezension

Spannendes Fantasy-Erstlingswerk

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019 - C. L. Polk

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
von C. L. Polk

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Mischung aus England zu Beginn des 20. Jahrhunderts und diversen Fantasy-Settings wählt C.L. Polk als Grundlage ihres ersten Romans 'Witchmark'. Im März 2019 erschien die deutsche Übersetzung von Michelle Gyo bei Klett-Kotta, mir immer noch als 'Hobbit-Presse' im Ohr. 

Und Mittelerde im Hinterkopf hat der Leser nicht nur wegen der Verlagsverwandtschaft, sondern auch wegen einiger der fantastischen Gegebenheiten im Roman. So gibt es wunderschöne, mächtige Überwesen, die aus dem Reich der Toten in die 'normale' Welt hinüberwechseln, Hexen und Magier, eine geheimnisvolle Energie, die an unseren Strom erinnert (Aether) und Kriege, die mitunter mit schrecklichen magischen Mitteln geführt werden.

Miles ist Kriegsveteran und arbeitet in einem Hospital, in dem er gleichsam aus dem Krieg zurückgekehrte Männer behandelt, deren Körper von einem geheimnisvollen Schatten befallen sind, den nur er sehen kann und der ihn ratlos macht. Das ist untypisch für Miles, denn er hat die magische Gabe, Krankheiten im menschlichen Körper sehen und heilen zu können. Nur muss er diese Gabe geheim halten, denn Hexen wie er werden - wie bei uns in früheren Zeiten - verfolgt, verurteilt und gefürchtet. Einerseits. Andererseits sind (gleichsam magische) Sturmsänger wie seine Schwester - die für die Sicherheit des Landes sorgen - auf die magischen Kräfte von Hexen wie Miles angewiesen und nutzen diese als Energiespender für ihre eigenen Zauber. 

Kompliziert? Ja. C.L. Polk gelingt es leider nicht, die politischen Grundlagen ihrer Story für den Leser verständlich darzulegen und so braucht es einige Zeit bis man 'ungefähr' eine Ahnung hat, wer wieso welche Macht hat und welche Allianzen und Ränkespiele gelten. Auch wenn man es dann irgendwann entworren hat - überzeugend ist es leider nicht. Das ist eine Schwäche des Romans, die teilweise noch dadurch verstärkt wird, dass die Autorin es ihren Lesern nicht ganz leicht macht, der Story zu folgen, indem sie ihnen nicht immer schildert, was passiert ist, sondern es die Leser selbst, anhand des Gesagten erschließen lässt. Das erfordert teilweise einiges an Aufmerksamkeit und Kombinationsvermögen.

Was mich wiederum eine zweite große Inspirationsquelle erkennen lässt, in der das Kombinieren ebenfalls von großer Bedeutung ist: Die Geschichten von Sherlock Holmes. Einerseits sind die alltäglichen Wohnungsumstände und Umgangsformen in Witchmark sehr angelsächsisch angehaucht, andererseits bildet eine zunehmend gefährlich werdende Ermittlung zweier Gefährten den Kern der Geschichte: Als in Miles' Armen ein ebenfalls magisch begabter Mann stirbt, der von einem geheimnisvollen Fremden zu ihm gebracht wurde, beginnt für die beiden eine spannende Suche nach dem Täter und nach Erklärungen. Diese Suche hat im mittleren Teil des Buches zwar seine Längen, gipfelt aber in einem überragenden magischen Finale, das viele Fragen aufklärt. Nicht alle, dafür wird es noch Folgebände geben, aber genug, um Witchmark als Einzelband lesen zu können, ohne am Ende das Gefühl zu haben, hängen gelassen zu werden.

Was dem Buch zwei besondere Sympathiepunkte einbringt, sind die dezent und zurückhaltend erzählte Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten - die in diesem Genre noch ungewöhnlich genug ist, um zu überraschen und die vor allem zum Ende hin differenzierter herausgearbeitete Vater-Sohn-Problematik, die durchaus Identifikationspunkte für kompliziertere Eltern-Kind-Beziehungen bietet (und wer hat die nicht?) und die noch Entwicklungspotenzial hat. 
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. Mai 2019 um 18:37

Hä- Sherlock?

Klingt echt verworren.

Aber ich weiß jetzt, worum es geht. Dankeschön.