Rezension

Typischer Georgia-Thriller: komplex, fesselnd, brutal und trotzdem mit Witz und Fokus auf Entwicklung/Beziehung der Charaktere.

Die verstummte Frau - Karin Slaughter

Die verstummte Frau
von Karin Slaughter

Bewertet mit 5 Sternen

Eine düstere Reise in die Vergangenheit und ein Wiedersehen mit Chief Tolliver!

Inhalt:

Junge Frauen werden brutal attackiert, betäubt und geschunden zum Sterben im Wald zurückgelassen.

Der Täter scheint gefunden und landet im Gefängnis. Der Inhaftierte beteuert seine Unschuld und sinnt auf Rache. 

Acht Jahre später taucht erneut ein Opfer nach gleichem Schema auf. Wurde der Falsche verurteilt? Oder handelt es sich um einen Trittbrettfahrer?

Will Trent erhält bei der Suche nach der Wahrheit Unterstützung von Sara Linton, die bereits bei den Ermittlungen vor fast einem Jahrzehnt dabei war.

Was wurde übersehen? Viele der damaligen Spuren sind inzwischen kalt und Will und Sara geraten nicht nur beruflich an ihre Grenzen.

 

Mein Eindruck:

Ich habe schon einige Thriller von Karen Slaughter gelesen bzw. verschlungen.
Dies ist der achte Teil der Georgia-Serie. Die zunächst separat gestartete Reihe mit Sara Linton wurde mit der von Will Trent verwoben. Es empfiehlt sich, die Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen.
Der Fall "verstummte Frau" ist in sich abgeschlossen. Jedoch liegt ein großer Schwerpunkt auf den Beziehungen der verschiedenen Haupt- und Nebencharaktere untereinander und auch auf deren Entwicklung, was bei Quereinsteigern zu Verständnisproblemen führen könnte.
Unter anderem steht die Beziehung zwischen dem damaligen (Ex-)Ehepaar Kinderärztin/Pathologin Sara Linton und Chief Jeffrey Tolliver vor acht Jahren und dem jetzigen Paar Sara Linton und Will Trent im Focus. Die Konfrontation mit der Vergangenheit, dem alten Ich und die Zerrissenheit ist spannend und die Unterschiede/persönlichen Schicksalsschläge sorgen zusätzlich für Sprengstoff.
Immer wieder wechseln sich die Zeitschienen ab, was nicht nur für eine durchgehende Spannung sorgt und die Entwicklung der Charaktere verdeutlicht, sondern auch für den Fall eine große Rolle spielt. Der Buchtitel - auf den ersten Blick nichtssagend - ist genial gewählt, warum erschließt sich erst relativ spät.
Der Erzählstil ist atmosphärisch, bildhaft und fesselnd. Wortwitz sowie sympathische Charaktere lockern den oft düsteren und brutalen Handlungsstrang der Ermittlung auf. Eine gelungene Mischung und - wie immer - sind die Beschreibung der Tat/der Obduktion trotz ihrer medizinischen Distanz nichts für schwache Nerven.
Zudem aufgrund der Charaktere eine Thriller-Serie, deren Fortsetzung ich immer mit Hochspannung erwarte. Wer einmal Blut geleckt hat, versteht was ich meine.
Auch das Nachwort (welches Spoiler enthält, auf die die Autorin vorab extra hinweist) verdient Beachtung. Ein Thriller mit Liebesroman (ohne kitschig zu wirken) oder umgekehrt? Karin Slaughter lässt zudem auf weitere Thriller mit Will und Sara hoffen.

Fazit:
Auch der achte Teil der Georgia-Reihe mit Will Trent und Sara Linton ist wie erwartet spannend und eine gelungene Weiterentwicklung der Charaktere wird deutlich.
Eventuell schwierig für Quereinsteiger, obwohl der Fall selbst in sich abgeschlossen.
Ein fesselnder Pageturner und nichts für schwache Nerven.

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Rezensiertes Buch: "Die verstummte Frau" aus dem Jahr 2020