Rezension

überzeugende Handlung

Schattengrund - Elisabeth Herrmann

Schattengrund
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Wenige Wochen vor ihrem 18. Geburtstag erbt Nicola das Haus ihrer verstorbenen Tante, allerdings nur wenn sie vorher drei Rätsel löst und ihre Eltern damit einverstanden sind – diese wehren sich aber vehement gegen die Annahme des Erbes. Nico ist verwirrt, denn es scheint ein Ereignis in ihrer Vergangenheit zu geben, dass ihre Eltern ihr verschweigen. Heimlich reist sie zum Haus und stößt in dem kleinen Dorf auf Ablehnung. Was ist damals nur passiert und warum weiß Nico nichts mehr?

Die Einstieg – die sehr ungewöhnliche Testamentseröffnung – macht sofort neugierig auf die Geschichte. Der Leser ist direkt mitten drin und beginnt mit Nico zu rätseln, warum ihre Eltern so ablehnend reagieren.
Danach geht die Geschichte sehr spannend weiter. Das Buch wird an keiner Stelle langatmig, ganz im Gegenteil, an vielen Stellen passieren so merkwürdige Dinge, dass man den Atem anhält und mitfiebert. Auch an Dramatik und Gefühlen mangelt es nicht.

Neben der tollen Story überzeugt mich Elisabeth Herrmann vor allem durch ihren Schreibstil. Erzählt wird aus der dritten Person, trotzdem hat man das Gefühl, sehr nah an Nico dran zu sein und ihre Gedanken und Gefühle mitzuerleben. Die meisten Kapitel erzählen „ihre“ Geschichte, einzelne Kapitel aus Sicht eines Unbekannten stehen dazu im Kontrast und steigern die Neugier auf die Zusammenhänge. Dabei erlaubt vor allem die detaillierte, bildhafte Sprache, sich das Geschehen gut vorzustellen.

Nico löste zu Beginn sehr widersprüchliche Gefühle in mir aus. Sie wirkt nicht sehr hartnäckig und zielstrebig, sondern beugt sich zunächst nach halbherzigen Versuchen dem Willen ihrer Eltern. Sie wird von einer Freundin geradezu genötigt, zu dem alten Haus zu fahren. Im Laufe der Geschichte wandelte sich aber meine Meinung zu Nico: Zwar wirkt sie teilweise sehr naiv und leichtsinnig, aber sie zeigt auch viel Mut und Einsatz, das Rätsel um ihre Vergangenheit zu lösen.

Es hat bis zur letzten Seite sehr viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Steckt man erstmal richtig in der Geschichte drin, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil man endlich erfahren möchte, was damals wirklich geschah.
Schade ist, dass die Geschichte recht abrupt endet – ein kleiner Ausblick auf die Zukunft der Protagonisten wäre schön gewesen.