Rezension

Lüfte das dunkle Geheimnis!

Schattengrund - Elisabeth Herrmann

Schattengrund
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag wird Nico mit ihren Eltern zu einem Notar gebeten. Ihre kürzlich verstorbene Großtante Kiana, die sie kaum kannte, möchte Nico ihr Haus im Harz vererben. Hierfür muss sie vor Ort drei rätselhafte Aufgaben erfüllen, die Kiana ihr hinterlassen hat. Nicos Eltern lehnen das Erbe sofort ab, doch Nico ist neugierig. Heimlich fährt sie am Wochenende ins abgelegene und verschneite Dorf Siebenlehen und besucht Schattengrund, ihr abgelehntes Erbe. Ihr Besuch bleibt nicht lange unbemerkt. Die Dorfbewohner begegnen ihr mit offener Ablehnung. Allmählich erinnert sich Nico an ihren letzten Besuch in Siebenlehen. Damals war sie sechs und eng mit der gleichaltrigen Fili befreundet. Doch Fili starb in jenem Winter, und man gibt Nico die Schuld. Gemeinsam mit Leon, der Filis Cousain und gerade in Siebenlehen zu Besuch ist, beginnt sie, Fragen zu stellen. Dies passt einigen Dorfbewohnern offenbar ganz und gar nicht…

Das Buch beginnt in einem recht alltäglichen Setting: Nico lernt gerade für ihr Abi. Seit sie denken kann ist sie eine Außenseiterin, doch in der übergewichtigen Valerie hat sie seit einiger Zeit eine gute Freundin gefunden. Nach der Ablehnung des Erbes durch ihre Eltern scheint die Angelegenheit erledigt. Doch Valerie ermutigt sie zu einer heimlichen Reise in den Harz, und hier überschlagen sich für Nico die Ereignisse.

Mit ihrer Ankunft in Siebenlehen steigt die Spannung des Buches spürbar an. Bereits am ersten Abend macht Nico mehrere unangenehme Bekanntschaften. Nur Leon stellt einen Lichtblick da, ohne den sie wahrscheinlich völlig aufgeschmissen gewesen wäre. Und mit jeder Stunde, die Nico in Schattengrund weilt, steigt die Gefahr und Spannung. Das Buch umfasst eine Zeitspanne von nur wenigen Tagen, in denen Nico kaum zur Ruhe kommen wird.

Das Buch wird als Thriller bezeichnet, bietet jedoch noch viel mehr. Nico sieht sich in Siebenlehen zahlreichen Herausforderungen gegenüber: Zunächst einmal muss sie Schattengrund, das einige Monate leer stand, für den Winter bewohnbar machen. Gleichzeitig versucht sie, Kianas Rätsel zu verstehen, was sich rasch zu der Suche nach einem lange verborgenen Geheimnis entwickelt. Und zu Leon, der ihr bei all dem hilft, empfindet sie rasch mehr als bloße Freundschaft – aber ob es ihm genauso geht?

„Schattengrund“ ist spannend, mysteriös und berührend. Mit Nico habe ich ununterbrochen mitgezittert: Wird sie sich erinnern können an das, was zwölf Jahre zuvor geschah? Inwiefern ist sie selbst Schuld an den Ereignissen? Und wer versucht, die Aufklärung zu verhindern? Gemischt wird die Spannung mit den Problemen, die sich ergeben, wenn man im tiefsten Winter in einem uralten Haus übernachten möchte und dabei auch noch einen unheimlich netten Jungen kennenlernt. So ergibt sich ein toller Jugendthriller, den ich gerne weiterempfehle!