Rezension

Spannend und mitreißend

Schattengrund - Elisabeth Herrmann

Schattengrund
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Jugendbuch und gleichzeitig ein Thriller, geht das? Ich konnte mir jedenfalls nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Noch nach dem Lesen des Buches ist mir klargworden: Jugendbuch und Thriller, das geht sogar seht gut! Im Prinzip weist eigentlich auch nur das Alter (17) der Protagonistin und ihr entsprechendes Verhalten auf ein Jugendbuch hin. Würde sie älter sein und auf eigenen Beinen stehen, läse sich das Buch wie ein Thriller für Erwachsene. Denn eines ist dieses Buch ganz sicher: spannend. Und diese Spannung ist dabei sogar greifbar. Es gibt viele Situationen in denen Nico allein ist: im Schneetreiben oder im fremden Haus, um das jemand herum schleicht – ich konnte beim Lesen wirklich mitfühlen, wie es ihr gehen muss, so gut war das Buch geschrieben. Gut, dass ich das Buch im Dezember gelesen habe, denn das ist genau die richtige Zeit dafür. Schön gewesen wäre es für die Atmosphäre, wenn vor meinem Fenster auch dicke weiße Flocken, die vom Wind umhergeschleudert werden, zu sehen gewesen wären. Naja, man kann ja nicht alles haben. Zusätzlich zur Spannung beigetragen hat auch das Rätseln, wer denn der Mörder ist. Herrmann hat geschickt mehrere Kandidaten in das Rennen geschickt und jede dieser Figuren kam einmal in Frage, dann wieder nicht und dann doch – doch letztlich konnte es nur eine sein. Die Auflösungssituation war dann komischerweise irgendwie etwas flach und nicht mehr so “gruselig”, doch dafür hat am Ende ein anderer Faktor eine größere Rolle gespielt: “Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht?” Nico trifft nämlich bei ihrer Expedition nach Siebenlehen auf einen jungen Mann, der etwas älter ist als sie und den sie als “sexiest norwegian alive” betitelt. Leon wird ihr während ihrer Erlebnisse zur Stütze, doch lebt er mit seiner Familie in Wales…
Mir hat das Lesen von Schattengrund sehr viel Spaß gemacht, da es besonders atmosphärisch geschrieben ist und alles in dem Buch nach “Geheimnis” schreit. Die Protagonistin ist zwar erst knapp 18 und muss dementsprechend noch auf ihre Eltern hören, doch ansonsten ist das Buch nicht vollgestopft mit pubertären Dingen und daher auch wunderbar für erwachsene Leser geeignet. Doch mit 14 hätte ich das Buch genauso verschlungen wie jetzt. Denn ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Seiten flogen nur so dahin, da ich unbedingt wissen wollte, was es denn nun mit Schattengrund auf sich hat. Mancher könnte dem Buch ankreiden, dass es zu lange dauert, bis die Dinge wirklich ins Rollen kommen, doch ich empfand das nicht so. Zwar hat das Buch einige Längen, doch tragen diese Abschnitte, in denen vermeintlich nicht viel passiert, meiner Meinung nach unheimlich zur Atmosphäre bei, so dass ich jeden von Nicos Schritten gut nach empfinden konnte.
Das einzige, dass mir an diesem Buch nicht gefallen hat – und damit meine ich überhaupt, absolut, gar nicht – ist der Name der Protagonistin. Nicola ist ja noch in Ordnung, doch sie nennt sich selbst Nico und lässt sich auch so rufen. Ich habe mich während der gesamten Länge des Buches – und ich habe einige Stunden daran gelesen – nicht daran gewöhnen können, dass ein Mädchen Nico heißt. Wenn da stand Nico und Leon, habe ich vor meinem geistigen Auge zwei Jungs gesehen. Ich musste mich wirklich zwingen, sie mir als Mädchen vorzustellen, daher ist mein Bild von ihr wohl eher etwas androgyn geraten. Aber das hätte nicht sein müssen, es gibt doch so viele schöne Mädchennamen…

Fazit: Schattengrund ist ein wirklich gelungener Jugend-Thriller, der es schafft im wahrsten Sinne des Wortes unheimliche Spannung zu erzeugen und das nicht nur durch das Rätselraten und das Hin-und-Her, wer denn nun der Mörder sei, sondern vor allem durch die aufgebaute Atmosphäre. Ich kann das Buch wärmsten weiterempfehlen – vor allem für kalte, stürmische Wintermonate.