Rezension

Vergangenes ist nicht vergangen...

Zusammenkunft -

Zusammenkunft
von Natasha Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Jahrhundertelang wurden Schwarze unterdrückt, ihnen wurde die eigerne Geschichte aberkannt, ein gleichberechtigter Platz in der Gesellschaft verwehrt. Und heute? Man denkt Kolonialismus, Rassismus und Sexismus seien überwunden, doch ein genauerer Blick zeigt, dass dies mitnichten der Fall ist. Strukturen der Unterdrückung leben heute noch fort und prägen nach wie vor den Alltag vieler (schwarzer) Menschen.

Diese Thematik greift Natasha Brown in ihrem Roman "Zusammenkunft" auf. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine schwarze Frau, die auf den ersten Blick erfolgreich zu sein scheint: Sie hat einen sicheren und gut bezahlten Job in der Finanzbranche und wird befördert, sie lebt in einer Eigentumswohnung vergleichsweise komfortable und sie hat einen weißen Freund aus "guter Familie". Dennoch gehört sie nicht dazu: es wird gemunkelt sie sei nur befördert wurden wegen des Wettbewerbvorteils, die Diversität im Unternehmen verspricht, Ihre Kolleginnen lassen sie dies deutlich spüren. Auch von der Familie ihres Freundes erfährt sie keine Anerkennung und wird als temporäres "Vergnügen" betrachtet, was sich sehr eindrücklich auch in der Titel gebenden Schlussszene zeigt. Die Identität der Protagonistin ist zerrüttet.

Die Autorin thematisiert die Zerrüttetheit der Psyche, unter denen die namenlose Protagonisten zu kämpfen hat. Diese wird untermauert durch eine Krebserkrankung, die diese Zerrüttetheit auch physisch wiederspiegelt. Die Botschaft: Egal wie sehr man sich auch bemührt hat, sich anzupassen und Schritt zu halten, ist es doch vergebens. Lohnt es sich dennoch weiterzukämpfen? Hat es einen Sinn der Krebserkrankung "den Kampf anzusagen"? Diese Fragen greift die Autorin auf. Der Schreibstil ist recht fragmentarisch und bruchhaft und insofern gewöhnungsbedürftig. Man muss sich darauf einlassen können. Mir hat es sehr gut gefallen. Ich finde dass der Inhalt des Buches, den ich für immens wichtig halte, auf diese Art und Weise auch in der Struktur sich widerspiegelt. 

Ich würde dieses Werk als postkoloniale Literatur einordnen und kann es einer Leserschaft, die sich mit Macht- und Dominanzstruklturen kritisch auseinanderzusetzen gewillt ist, empfehlen.